#020 – Operative Planung

Gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Dies gilt auch beim koordinierten Spaß, in der Freizeitindustrie. Im besten Fall bekommt man als Besucher davon nichts mit. Das wäre ein qualitativ guter Besuch. Aber bis dahin muss es erst mal kommen und der operative Ablauf geplant werden. Da ich mit meinem Amusement Business Support operative Beratung für große und kleine Freizeitattraktionen anbiete, erzähle ich in dieser Folge mal etwas aus meinem Beratungsalltag und analysiere die drei wichtigsten Schwerpunkte, die bei jeder Planung hinterfragt werden sollten.

Besucher

Das Ziel deiner Freizeitattraktion ist ganz klar: viele glückliche Besucher, die gerne ein zweites oder drittes Mal zu euch kommen. Damit dies gelingt sollte der Besuch in deiner Freizeitattraktion so problemlos wie möglich sein. Sprich: Alles was man den Besuchern abnehmen kann, sollte man auch tun. Die Familie benötigt Ablageflächen, Sitzmöglichkeiten oder einen Wickelraum? Man schaut sich die Zielgruppe an und analysiert welche möglichen Bedürfnisse aufkommen könnten und versucht diese so gut wie möglich durch bauliche Gegebenheiten oder durch Training der Mitarbeiter zu ermöglichen. Auch das Design der Freizeitattraktion sollte auf die Zielgruppen ausgerichtet sein. Sind alle Bereiche gut zugänglich und auch sichtbar für kleinere Menschen? Falls nicht, welche alternativen gibt es, damit jeder Besucher deine Attraktion bestmöglich wahrnehmen kann?

Mitarbeiter

Wenn der Besucher in der Planung berücksichtigt wurde, sollte man direkt zu den Mitarbeitern gehen. Hier wird es nicht ganz unwesentlich, denn Versäumnisse auf diesem Schwerpunkt können den Tagesablauf stören. Gibt es genügend Backstage-Räume für die Mitarbeiter? Sind die Räume gut zugänglich? Gibt es Umkleiden, Schließfächer und evtl. sogar Duschen? Und wo halten sich die Mitarbeiter in der neuen Attraktion oder dem neuen Bereich auf? Der Point of Contact (POC) ist hier entscheidend und sollte, um die Guest Experience zu planen, frühzeitig identifiziert werden. Denn dieser POC ist nicht nur der Berührungspunkt zwischen Mitarbeitern und Besuchern, sondern der „Arbeitsplatz“ der Mitarbeiter. Hier muss also auch konkret überlegt werden: Was benötigt der MA hier an Ort und Stelle? Benötigt er Arbeitsmaterial? Putzmaterial? Muss er dort etwas bedienen und falls ja, ist es vor den Besuchern versperrt? Hier wird es schon sehr kleinteilig und man entwirft die ersten groben Arbeitsprozesse. Im weitern Verlauf werden diese ausgebaut und festgehalten, damit man dies in den Betrieb übernehmen kann.

Marketing

Häufig im Hintergrund aktiv ist die Schnittstelle zum Marketing vor allem wegen der Kommunikation und dem einheitlichen Erscheinungsbild (=CI / Corporate Identity) wichtig. Dabei wird mit Operations und Marketing festgelegt welche In-House Werbung stattfinden wird, also wo die Freizeitattraktion für sich selbst innerhalb der eigenen vier Wände wirbt. Es geht nicht nur um Kampagnen, sondern auch um generelle Dinge wie Beschilderung. Eines meiner liebsten Themen muss ich eingestehen, denn oft wird hier Potential verschenkt oder sogar richtig schlecht gehandelt. Sicherlich haben wir alle schon mal ein Defekt Schild gesehen. Ein einlaminiertes Papier in der hauseigenen Schriftart wäre dabei das Minimum. Jedoch wird man oft mit selbstgeschriebenen, abgerissenen Papierfetzen überrascht. Es ist zwar nur ein kleines Detail, aber gerade bei hochpreisigen Attraktionen sollte es einen gewissen Standard geben, welcher den Preis rechtfertigt.

Es sind natürlich nicht nur die Schilder, die etwas kommunizieren. Heutzutage wird viel mit digitalen Bildschirmen gearbeitet, die in der Regel vom Marketing bestückt werden. Hier sind wieder operative Entscheidungen notwendig: Wo kommt der Bildschirm hin? Welche Informationen müssen gezeigt werden? Gibt es Sicherheitsregeln die Priorität haben? Kann Werbung geschalten werden?

Shownotes

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Zur Folge

#019 – Social Media & Infuencer – Im Interview mit: Stefan Andter – Freizeitpark Traveller

Sicherlich hat jeder von Euch irgendeine Art von Social Media Account. Facebook, Instagram, Twitter – nur um mal die großen Player zu nennen. Die Macht dieser Medien wurde in den letzten Jahren immer wieder zentraler Mittelpunkt von Berichterstattungen und sind meist negativ behaftet. In der neuen Folge aber habe ich mir jemanden eingeladen, mit dem ich das Thema von einer Unternehmensseite beleuchtet habe. Stefan Andter, bekannt als Freizeitpark Traveller, arbeitet zusammen mit Freizeitattraktionen in Europa, um Content in deren Social Media Accounts zu bekommen.

Social Media als Werbefläche

Warum sollte ich als Attraktion Social Media nutzen? Das schöne an diesem Medium ist: Es kostet nichts! In den meisten Plattformen gibt es Business Accounts mit denen man bezahlte Werbung schalten könnte, aber wer regelmäßig Content produziert und postet kann sich das auch sparen. Häufig wird aber dieser Teil vernachlässigt, da man zu viele Aufgaben auf zu wenig Köpfe verteilt und dadurch gewisse Dinge hinten über fallen. Die klassischen Kanäle wie Out of House Content (Flyer, Plakate, Radio, TV, etc.) sollten natürlich weiterhin genutzt werden, aber man sollte die sozialen Medien heutzutage mit in dieser Planung integrieren und eventuell auch schauen, ob alle Werbeflächen gleichermaßen gut laufen. Auch das Thema Nachhaltigkeit sollte mit einbezogen werden. Ist es noch wirtschaftlich und ökologisch Unmengen an Flyer zu drucken? Der Vorteil in Social Media ist das schnelle Feedback. Man bekommt recht kurzfristig Rückmeldung anhand von Impressionen und Interaktionen wie gut der Content grade funktioniert. In Zusammenhang mit den Business Funktionen vieler Anbieter kann man sogar mittlerweile direkt in den Posts zum Ticket Shop oder ähnliches verlinken. Man kann also direkt ein Call to Action (Aufruf zum Handeln) als Interaktion mit seinem Content verknüpfen. Die Möglichkeiten von sozialen Medien werden gleichermaßen viel und wenig genutzt. Dabei spielt die Größe der Attraktion keine Rolle. Tatsächlich gibt es auch viele größere Freizeitattraktionen in Europa, die sich dort eher rar machen oder gelegentlich mal bezahlte Beiträge zu den Usern spülen.

Influencer als Werbefläche

Ein Missverständnis sollte man direkt aus dem Weg räumen: Influencer sein bedeutet, dass man in Zusammenarbeit mit einem Kooperationspartner vertraglich festgelegten Content produziert. Es gibt Vorgaben wie zum Beispiel Platzierung, Wording und Häufigkeit. Viele User auf Instagram z.B. verwechseln dies mit dem Zeigen von Produkten vor einer Kulisse. Es gibt viele Webseiten bei denen man sich registrieren kann und man dort kostenlos Produkte zugeschickt bekommt. Als Produkttester sucht man sich eine geeignete Kulisse, macht einen Beitrag darüber, verlinkt den Anbieter und fertig. Mehr gibt es in der Regel dafür nicht. Im Endeffekt ist dies der gleiche Werbeeffekt, den wir mit dem Tragen von Markenkleidung erreichen: Awareness durch Konsum.

Ein Influencer hingegen ist enger mit dem Produkt verknüpft und auch vertraglich gebunden für einen Zeitraum etwas zu produzieren. Dabei ist die kreative Arbeit mit dem Produkt die große Herausforderung, die dann dem Influencer überlassen wird. Stefan Andter ist als Freizeitpark Traveller daher im Austausch mit seinen Kooperationspartnern und erstellt authentischen und nachvollziehbaren Content. Er möchte vor allem Tipps & Tricks mitgeben, die den Besuch angenehmer gestalten sollen. Kulinarische Empfehlungen, Übernachtungsmöglichkeiten oder besondere Attraktionen, die man mal ausprobieren sollte. Das ist das Konzept hinter Freizeitpark Traveller. Als Blogger schreibt er auf seiner Webseite zudem Berichte über seine Aufenthalte. Und da haben wir direkt die nächste Werbefläche: Blogger!

Es macht für seine Freizeitattraktion durchaus Sinn einige Blogger, die der Zielgruppe ähneln, zu kontaktieren und zu bestimmten Events einzuladen. Neue Attraktionen testen, neue Produkte probieren – die Vorteile hier sind für zwei Punkte relevant: Marketing und Operations. Das Marketing kann die Reichweite der Blogger nutzen, um seine Message zu transportieren und Operations hat die Möglichkeit z.B. Fahrgeschäfte oder Shows vor dem öffentlichen Betrieb zu testen und Feedback zu bekommen. Wie sehr das unterschätzt wurde durfte ich selber während meiner Zeit im Legoland Malaysia erleben. Dort wurden regelmäßig Familien- und Muttiblogger eingeladen, die zusammen mit den Mitarbeitern neue Bereiche ausgetestet haben. Das Feedback war immer durchaus positiv und alle Abläufe konnten vor der ersten öffentlichen in Betriebe abgestimmt werden. Die Resonanz war tatsächlich so groß, dass dieser Blogs von internationalen Gästen gelesen wurden sind.

Fazit

Hast du keine sozialen Medien für deine Freizeitattraktion? Dann wird es Zeit! Das wichtigste ist: Ausprobieren und machen. Theoretisch kann man nichts falsch machen, man sollte nur direkt einsteigen und regelmäßig etwas posten, damit man sich die Reichweite aufbauen kann. Und wenn du schon lange im Tagesgeschäft bist und dir mit dem Marketing Gedanken machst, wie man seine Marke weiter ausbauen kann: Blogger! Suche Blogs die deine Zielgruppe ansprechen, Blogs mit denen ihr Berührungspunkte habt und schreibt diese an. Die Bloggerinnen und Blogger, wie auch Stefan Andter, schreiben gerne in ihren Blogs über das Erlebte und machen allein dadurch kostenfreie Werbung für deine Freizeitattraktion.

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