#024 – Pressekonferenz

Wenn man eine neue Attraktion eröffnet oder ein Event feiert hat man häufig Pressekonferenzen, um diese Neuheiten mit der Presse zu teilen. Was häufig unterschätzt wird ist die Wirkung solcher Pressekonferenzen. Denn leider haben solche Events immer wieder einen behördlichen Charakter. Es gibt Schnittchen, warmen Filterkaffee und einen Flyer mit Informationen. Wir wollen uns aber auch mal anschauen was man neben der gewöhnlichen Pressekonferenz anstellen kann, um daraus ein Erlebnis zu machen.

Was ist eine Pressekonferenz?

Im Endeffekt ist die Pressekonferenz die persönliche und interaktive Variante einer Pressemitteilung. Die Pressekonferenz dient dazu wichtige Informationen, die Marketing Message, nach draußen zu bringen damit Reporter und Blogger etwas zum arbeiten haben und Beiträge erstellt werden können. Häufig dienen solche Veranstaltungen auch für Fotoshootings, damit es schöne Pressebilder gibt.

Eine solche Veranstaltung benötigt viel Vorbereitung, viel Zeit und einen gut geschriebenen Ablaufplan. Das größte Problem bei solchen Pressekonferenzen ist, dass man häufig unterschätzt wie viel Arbeit drin steckt. Auch muss man dran denken welche Mitarbeiter involviert werden müssen oder welche Abteilungen darüber informiert werden müssen. Daher ist hier, wie bei den meisten Dingen in der Arbeitswelt, eine gute Vorbereitung sehr wichtig.

Das Erlebnis für die Presse

Bevor die eigentliche Veranstaltung beginnt werden erst mal Einladungen an alle Gäste verschickt. Gäste heißt hierbei nicht nur die klassischen Vertreter der Presse (Radio, Zeitung, TV), sondern auch neue Medien mit einzuladen, wie zum Beispiel Blogger, Influencer und ähnliche. Diese Einladungen sind heutzutage in der schnellen digitalen Welt eine einfache E-Mail, weil es vor allem auch Zeit und Geld spart. Aber hier kann man kreativer arbeiten und kann neben einer persönlichen Einladung auch etwas unerwartetes verschicken. Die Universal Studios haben zum Beispiel für das Halloween Event thematisch passende Einladungen verschickt. Dabei hat man darauf verzichtet einen förmlichen Brief zu schreiben, sondern hat kleine Pakete geschnürt. So gab es zum Beispiel für das Event mit dem Hauptthema „Bloody Mary“ ein kleines Paket mit einem zerbrochenen Spiegel drin und auf der Rückseite war in roter Schrift Bloody Mary geschrieben. An dieser Stelle dürfte die Aufmerksamkeit des eingeladenen sehr hoch gewesen sein. Jedoch sollte man natürlich dabei bedenken dass dies eine Kostenfrage ist und man sich das bei einer größeren Gästeliste nicht unbedingt leisten kann (je nach Budget, je nach Attraktion).

Am Tag des Events selber gibt es eine Akkreditierung, eine Art Empfang an dem sich die eingeladenen Gäste zuvor registrieren können. Dies ist wichtig um nachverfolgen zu können wer das Event tatsächlich besucht hat, wo man eventuell noch im Nachgang etwas nachschicken oder Gäste zum nächsten Event einladen kann. Der Empfang ist in der Regel eher förmlich, ein einfacher Tisch mit einem Mitarbeiter in Uniform ist in der Regel das klassische Bild was einen erwartet. Hier sollte man Funktion definitiv vor Erlebnis stellen, da die eingeladenen Gäste zur Pressekonferenz schnellstmöglich zu ihrem Sitzplatz oder zum Veranstaltungsort geführt werden möchten. Nichts desto trotz sollte dieser Bereich ordentlich, einladend und qualitativ hochwertig aussehen.

Die Pressekonferenz selbst ist wie erwähnt eine persönliche Variante der Presse Mitteilung. Betreiber, Kooperationspartner oder externe Mitarbeiter sitzen hier den Gästen gegenüber und stellen die neue Attraktion/das Event zum Beispiel vor. Um diesen Teil mehr Leben einzuhauchen ist hier der Einsatz eines Moderators zu empfehlen, der durch diesen Teil führt und stellvertretend für die Gäste schon einige Fragen an die Betreiber stellen kann. Der Moderator hat zusätzlich die Funktion den Zeitablauf im Auge zu behalten, so dass es hier keine Verzögerung gibt. Am Ende eines solchen Events gibt es eine Frage Runde, an dem die eingeladenen Gäste ihre Fragen an die Leute an die Mitarbeiter stellen können. Auch hier sollte man ein gewisses Zeitfenster im Auge behalten, damit der Ablauf nicht gestört wird.

In der Regel ist danach die offizielle Pressekonferenz beendet. Pressevertreter von klassischen Medien nutzen oft die Zeit nach der Pressekonferenz um ihre Berichte zu erstellen und diese an die Redaktion zu schicken. Je nachdem was der Grund für diese Pressekonferenz gewesen ist kann man aber auch den Teil nach der Pressekonferenz nutzen, um die zum Beispiel neue Attraktion gemeinsam zu nutzen.

Viele Parks haben sich von der klassischen Pressekonferenz mittlerweile distanziert und sind dazu hinüber gegangen größere Events draus zu machen. Der Europa Park zum Beispiel hat bei seinen Pressekonferenzen immer ein großes Aufgebot an Gesprächspartnern, Entertainern und eine kulinarische Auswahl für die Gäste. Aber auch in einem kleinen Rahmen kann an seine Pressekonferenz so gestalten dass es ein großes Erlebnis wird. Wenn es zum Beispiel darum geht eine neue Attraktion zu eröffnen, ist es sinnvoll die Thematik/die Geschichte der Attraktion mit als Teil der Pressekonferenz zu nehmen. Der Movie Park zum Beispiel hat dies bei der Eröffnung der Van Helsing Factory genutzt und hat direkt vor der Attraktion eine kleine Stunt Show aufgeführt. Klar, wenn man die Ressourcen hat ist dies möglich. Der wichtige Faktor ist hier jedoch dass man das Storytelling gezielt einsetzt und so nutzt, dass man auch gute Fotos am Ende von der Presse bekommt. Dies kann auch zusätzlich von einem prominenten Gast unterstützen werden, der quasi als Pate für die neue Attraktion oder das Event steht. Dies gibt ebenfalls gute Fotos und auch schöne O-Töne die sich nachträglich einarbeiten lassen in der Presse und in den eigenen Social Media Kanälen.

Es ist also durchaus möglich eine Pressekonferenz spannend und unterhaltsam zu gestalten. Wie auch schon erwähnt ist hier Vorbereitung die halbe Miete. Habt einen Ablaufplan, einen Zeitplan und verteilt die Aufgaben an alle benötigten Abteilungen und Mitarbeiter damit das Event so reibungslos wie möglich läuft.

Dies ist nur ein kleiner Abriss zum Thema Pressekonferenzen. In den Shownotes unten findet ihr die Video Links zu den in der Folge erwähnen Pressekonferenzen, die man sich auf jeden Fall anschauen sollte. Viel Spaß mit der neuen Folge!

Zur Folge

Shownotes:

Voletarium

Halloween Horror Nights 18

Van Helsings Factory

#023 – Warteschlangen

Warteschlangen – Fluch und Segen

Ein paar Metallzäune, etwas Zick-Zack und fertig ist die Generic-Six Flags-Queue Line. König der Metallgitter. Unfair der großen Kette gegenüber, ich weiß, aber es bat sich gerade an. Obwohl Cedar Point auch nicht mit den ollen Gattern spart. Viele Parks weltweit haben Jahrzehnte lange diese klassischen Warteschlangen gebaut. Häufig aus Geld und Zeit gründen. Da aber vieles heutzutage einfacher zu erreichen ist (Rockwork-anybody?) und viel mehr Theming-Firmen existieren haben diese Zeiten ein Ende gefunden. Viele Warteschlangen werden hochgradig dekoriert, komplexe Wegführungen durch nicht einsehbare Bereiche entführen in eine fremde Welt. Anhand von Storytelling durch Dekoration, Musik, Licht oder Video kann man das Warten zu einem Vergnügen machen. Das Warten ist, auch wenn man vor dem Einlass zu einem Family Entertainment Center steht, immer Teil des Erlebnisses und so sollte man die Experience auch gestalten. Wenn man noch einen draufsetzen möchte kann man eine Pre-Show mit einbauen. Eine Showeinlage, die auf das kommende Abenteuer vorbereitet. Eher bekannt aus amerikanischen Parks hat Deutschland einen heimlichen Sieger des Pre-Shows Games: Movie Park Germany. In den alten Warner Bros. Movie World Zeiten hatte nahezu jede Attraktion eine Pre-Show. Sei es nun ein Filmausschnitt, wie bei Lethal Weapon Pursuit, Animatronics die mit einem Tourguide sprechen, wie im Looney Tunes Abenteuer oder ein Mitarbeiter der panisch eine Evakuierung einleitet, wie bei der Gremlins Invasion. Mit dem Umbau zum Movie Park wurden die meisten Pre-Shows rausgenommen. Nur noch die alte Bibliothek von Bruce Wayne, die jetzt als Pre-Show für Time Riders herhält, erinnert an die „guten alten“ Zeiten. Trotzdem hat der Movie Park mit seinen neueren Attraktionen versucht diesen Spirit wieder aufleben zu lassen. Auch andere Parks haben erkannt, dass solche in sich geschlossene Geschichten das Erlebnis steigern können. Bestes Beispiel sind die Pre-Shows von Kärnen im Hansa Park – die an dieser Stelle nicht gespoilert werden sollten (Sorry, für das Zensur-Piep in der Folge :S).

Wenn man die Warteschlange nicht als klassische Warteschlange bauen möchte kann man die wartende Menge auch in Gruppen unterteilen. Orlando hat hier wieder zwei Paradebeispiele hervorgebracht. Bei Dumbo the Flying Elephant, einem klassischen Flatride im Magic Kingdom, und bei Jimmy Fallon Race through New York, dem Großraum Simulator in den Universal Studios Orlando, gibt es Free Roaming Queue Lines. Das Prinzip ist bei beiden Attraktionen sehr ähnlich. Es werden Gruppen in verschiedene Räume gebracht, in denen man sich frei bewegen kann. In den Räumen gibt es Spielmöglichkeiten, Entertainment, interaktive Elemente bis man in den nächsten Raum wechseln darf. Dadurch hat man nicht das Gefühl, dass man in einer Schlange stehen würde, sondern man sich schon in der Attraktion aufhält – man erlebt schon etwas. Solche Systeme benötigen jedoch viel Platz und je nach Entertainment Angebot wieder Mitarbeiter, die die Menschenmenge unterhalten. Zusätzlich muss dies zeitlich gut geplant werden, denn je nachdem wie lange die Fahrzeit dauert müssen die Besuchergruppen „aufgehalten“ werden, um dann in einer kurzen Zeit in den nächsten Raum wechseln zu können. Das muss gut geplant sein.

Alternative Wartemöglichkeiten

Neben dem verändern der gefühlten Wartezeit kann man noch die tatsächliche Wartezeit verändern. Dies funktioniert komplett ohne Sci-Fi Gerätschaften, sondern durch simples berechnen. Da Fahrgeschäfte immer eine bestimmte Kapazität haben, also ein Durchlauf an Besuchern pro Stunde, kann man hier vorab eine Anzahl an Besuchern blocken. Nehmen wir mal an die Achterbahn „The Coaster“ hat eine Kapazität von 1200 Besuchern pro Stunde. Von dieser Kapazität werden 300 Besucher vorab abgezogen. Diese 300 Besucher können sich anhand eines Fast Pass in einem bestimmten Zeitfenster anstellen und müssen dafür nur wenige Minuten warten. So funktioniert das Fast Pass System in den Disney Parks, aber auch die Virtual Line im Europa Park. Dieses System ermöglicht das Verteilen des Besucherflusses, in dem die Besucher selbstständig und kostenfrei ihre nächsten Attraktionen planen und besuchen können. Dies ermöglicht auch die Steigerung des Umsatzes, denn in der Zwischenzeit ist mehr Zeit für die Restaurants und Shops übrig. Hier steckt nicht nur die Guest Experience hinter, sondern auch der liebe Umsatz, der gesteigert werden kann. Solche Systeme machen aber nur Sinn, wenn man entsprechend Besucher pro Monat in seiner Anlage hat. Bei kleineren Freizeitparks wäre ein solcher Service sogar das Gegenteil und könnte zu Beschwerden führen.

Bei kleineren Attraktionen würde sich aber ein Bezahlsystem auszahlen, um eine gewissen Exklusivität anzubieten. Dies ist auch bei größeren Parks sehr beliebt, wie z.B. mit dem Quick Pass im Phantasialand oder dem Express Butler im Movie Park oder im Heide Park. Das Prinzip ist ähnlich, jedoch muss man sagen, dass diese nachträglichen Systeme ein klassicher „Enter the Exit“ sind. Häufig geht man durch den Ausgang auf die gewünschte Attraktion und dies kann zu Irritationen bei den Besuchern führen.

Generell sollte man darauf achten, dass man bei den Mitarbeitern diese Systeme gut kommuniziert und eventuellen Beschwerden entgegenarbeitet. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass es kaum große Bauchschmerzen bei nicht bevorzugten Besuchern gibt.

Zwei Anmerkungen

Wartende Besucher kaufen nichts. Ganz klar. Wenn irgendwo an der Achterbahn einige Hundert Besucher stehen, stehen die Geldbörsen ebenfalls still. Daher sollte man in seiner Warteschlange einen Point of Sale errichten. Ein kleiner Verkaufspunkt mit Erfrischungen oder einer Auswahl an Merchandising. Dies kann man ebenfalls als Kiosk mit einem Mitarbeiter gestalten oder stellt einen Verkaufsautomaten in die Warteschlange. Leider kann letzteres richtig unschön aussehen, daher sollte man dies, wie Efteling es clever bei Joris en de Draak gemacht hat, thematisieren und in die Dekoration mit einbauen, damit es nicht so auffällt. Und wenn man richtig punkten möchte, dann baut man eine Toilette mit in die Warteschlange. Denn nichts ist eine größere Qual als 2 Stunden anzustehen mit Druck auf der Blase ;)

Shownotes

YouTube Videos zu Warteschlangen und Attraktionen:

Zur Folge

Der Talk – 10.2020

Am Monatsanfang ist es Zeit für ein Rückblick der letzten 4 Wochen. Was ist passiert? Was hat das Freizeitgeschehen bewegt? Was gibt es für Änderungen und Neuerungen in unseren Lieblingsattraktionen?

Zusammen mit Julian Omonsky von ADMUSEMENT plaudere ich über den vergangenen Monat, unter anderem über diese Themen:

  • Halloween in Europa 
  • Was macht einen guter Halloween Trailer aus?
  • Julians Kalenderprojekt

Shownotes

Zur Folge