#044 – Cleaning – Im Interview mit Petra Steiger
Einer der wichtigsten Faktoren für die Zufriedenheit unserer Gäste ist die Sauberkeit. Ein Thema was oft Stiefmütterlich behandelt wird und mit schlechten Gedanken verbunden ist. Reinigung ist dreckig, ist eklig und die Leute die da arbeiten sind komisch. Ist dem so? Größere Freizeitparks zeigen ein anderes Bild. Denn die Mitarbeiter:innen vom Cleaning sind genau so wichtig, wie alle anderen Abteilungen. Alle tragen zum gleichen Ziel bei: Ein unvergessliches Erlebnis für unsere Gäste. Mitarbeiter:innen im Bereich Cleaning haben eine große Expertise, kennen die Freizeitattraktionen aus allen Perspektiven, müssen organisiert sein und haben eine verantwortungsvolle Aufgabe, die auch mit einigen Gefahren verbunden ist.
Damit das Thema die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient, habe ich mir einen Gast eingeladen. Petra Steiger, die vom Schaustellerleben den Weg in die stationären Freizeitattraktionen gefunden hat, ist als Beraterin für Reinigungsthemen unterwegs. Sie hat mehrere Jahre praktische Erfahrung aus dem größten Freizeitpark Deutschlands sammeln können und hat eine unglaubliche Expertise auf dem Gebiet der Reinigung von Freizeitanlagen. Wir unterhalten uns über die täglichen Abläufe, den Umgang mit den Mitarbeiter:innen und wie wir ein ordentliches Erlebnis mit der Abteilung abliefern können.
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#043 – 5 Mythen zum Arbeiten in der Freizeitbranche
„Arbeitest du mit Bugs Bunny?“ oder „Musst du da auch so ein Kostüm anziehen?“ – Jeder der in dieser Branche arbeitet und darüber im privaten berichtet, wird sicherlich eine solche oder ähnliche Frage gestellt bekommen haben.
1. Es gibt keinen perfekten Weg in die Branche.
Der klassische Weg ist die Ausbildung, ein Studium und dann zum Arbeitgeber. In der Freizeit ist es etwas anders. Es gibt wenige zugeschnittene Ausbildungsberufe oder Studiengänge, aber die Möglichkeit darüber hinaus in zugehörigen Arbeitsfeldern (Mechanik, Elektronik, Tischlerei, Informatik, Bürokauffrau/-mann, etc.) zu lernen.
Des Weiteren ist die Branche sehr offen für Quereinsteiger, die externes Wissen mitbringen, was sich ins Tagesgeschäft übertragen lässt. Freizeit und Tourismus lebt davon, ein bunt gemischter Haufen zu sein, mit vielen verschiedenen Bereichen und Personen aus verschiedensten Fachbereichen. Wer also einen frischen Start machen möchte, ist hier sehr gut aufgehoben.
2. Man hat keine Freizeit mehr.
Dies sollte kein Geheimnis sein. Generell wie bei anderen Berufsgruppen, die Schichtdienst oder erweiterte Öffnungszeiten (über den Ladenschluss hinaus) haben, ist man an solchen Tagen am ehesten im Einsatz. Das Arbeiten wird zu Stoßzeiten (Wochenende, Feiertage, Ferienzeiten) in der Regel vorausgesetzt. Man arbeitet schließlich dann, wenn andere Ihre Freizeit verbringen. Dies kann je nach Anzahl der Köpfe, Dienstplanung oder einem Veranstaltungskalender weniger oder häufiger eintreten.
Es ist, wie bei vielen Dingen, eine Sache der eigenen Einstellung. Mir persönlich machen diese Einsätze nichts aus, da die Ausgleichstage unterhalb der Woche sehr entspannt sind. Einkaufen gehen, wenn andere Arbeiten müssen hat seine Vorteile ;)
3. Man wird in der Branche nicht reich.
Im Vergleich zu anderen Branchen ist der Tourismus nicht vom Geld gesegnet. Gerade solche Hürden wie stark schwankende Besucherzahlen, Wetterabhängigkeit und hohe Personalkosten machen das Betreiben oft zu einem Risikogeschäft. Dies spiegelt sich auch in den Löhnen wieder. Während man als Quereinsteiger und Frischling an bestimmten Positionen ein gutes Gehalt verlangen kann, bekommt man im Vergleich zu ähnlichen Positionen in anderen Berufszweigen (z.B. Industrie oder Bildungswesen) ein deutlich höheres Gehalt. Durch das fehlen u.a. von Tarifverträgen ist das Thema Gehalt oft Verhandlungssache und auch die Übernahme von zusätzlichen Aufgaben oder Projekten.
4. Man lernt da ja gar nichts.
Vielleicht lernt man hier keine großartigen Hard Skills, wie z.B. Glasbläserei, dafür lernt man hier viele Soft Skills, die vor allem das Selbstbewusstsein und den Umgang mit Kunden / Besuchern stärkt. Oft hatten wir viele studentische Aushilfen aus dem Bereich der Pädagogik oder sozialen Bereichen, die am Umgang mit den Besuchern wachsen und lernen konnten. Mir persönlich hat der allererste Job in der Warner Bros, Movie World viel für meine weitere persönliche Entwicklung gebracht und bin immer noch sehr dankbar, über die Möglichkeiten, die man dort bekommen hat.
5. Ich bin ja nur Aushilfe / Ich habe gar keinen Stellenwert.
Leider, und das musste ich selber oft genug miterleben, werden Aushilfen und bestimmte Personengruppen oder Abteilungen, schlechter behandelt. Die Grüppchenbildung in Freizeitattraktionen ist stark, was in gewisserweise normal ist und vollkommen okay. Schlimm wird es jedoch, wenn man Gruppen untereinander ausschließt oder anders behandelt. Diese Art von Arroganz kann dazu führen, dass das Betriebsklima kippt und darunter auch die Performance leidet. Das es anders geht durfte ich zum Glück auch oft erleben. Ein gutes Klima, ein gutes Wir-Gefühl ist Essentiell für den Erfolg einer Freizeitattraktion. Denn nur zusammen kann man es schaffen, ein unvergessliches Erlebnis für unsere Besucher:innen zu erschaffen.
Fazit
Es ist noch viel zu tun und die oben genannten Mythen sind sehr allgemein gehalten. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich Lösungen für die oben aufgezeigten Probleme präsentieren. Wenn du jetzt dort sitzt und denkst: Das trifft auf mich ja gar nicht zu! Dann kann ich dir nur gratulieren. Ein faires Gehalt, sinnvolle Benefits, eine gute Personaleinsatzplanung und ein tolles Betriebsklima sind das Ergebnis von konstanter, harter Arbeit und vielen Gesprächen mit seinen Mitarbeitenden.
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#042 – Cleaning
Sauberkeit ist immer ein absoluter Stimmungskiller. Dabei sind die Vorstellungen von Sauberkeit sehr unterschiedlich. Trotzdem gilt es eine gewisse Sauberkeit in der gesamten Anlage zu gewährleisten. Hierfür ist in größeren Freizeitattraktionen die Abteilung Cleaning oder Reinigung für zuständig. Sicher fällt der erste Gedanken zu den sanitären Anlagen, aber es gibt noch viel mehr Aufgaben zu bewältigen. Mitarbeiter:innen im Bereich Cleaning sind zuständig für die Reinigung von:
- Wege / Strassen
- Fahrgeschäfte / Züge / Chaisen / Bänke / Bügel
- Bühnen / Sitzbereiche
- Gastro
- Shops
- Kassen
Und sind zudem zuständig für die Müllentsorgung und Materialbeschaffung (Besen, Litterpicker, Müllbeutel, Mülleimer, Sanitäres). Wie du siehst: Ganz schön viele Aufgaben und noch viel mehr Verantwortung dahinter. Denn wenn man sich alle Bereiche genauer anschaut und dann die Anzahl an Köpfe die dafür zur Verfügung stehen vergleicht merkt man, dass hier organisiert und strukturiert arbeiten muss, damit diese Aufgabe bewältigt werden kann.
Es gibt hier jedoch kein Patentrezept. Die Freizeitattraktionen und Anforderungen sind so dermaßen unterschiedlich, dass individuelle Lösungen für ein geeignetes Reinigungskonzept gefunden werden müssen. Daher macht es Sinn, sich alle zu reinigenden Bereiche und Sonderaufgaben zusammenzufassen und zu schauen, wo welche Ressourcen hin verlagert werden können. Wenn man z.B. den Fokus auf die Reinigung der Laufflächen, auch während des Betriebs, legt, kann es sinnvoll sein kleinteiligere Aufgaben (Reinigung von Arbeitsplätzen, Warteschlangen, Shops) den Mitarbeiter*innen der entsprechenden Abteilung zu übergeben. Es ist üblich, dass Ride Operator die Fahrgeschäfte bis zu einem gewissen Grad selbst reinigen. Dadurch spart man sich die Zeit der Reinigungskräfte und kann diese woanders einsetzen. Außerdem stärkt man so das ganzheitliche Gefühl, dass jeder seinen Teil zum Erlebnis beitragen muss.
Hochachtungsvoll…
Eine Sache wird leider immer wieder deutlich: Mitarbeiter*innen aus dem Bereich Reinigung genießen kein hohes Ansehen. Oft stehen die Leute neben dem Betrieb in einem luftleeren Raum. Finden sich selber nicht wertig oder bekommen dies von anderen Abteilungen zu spüren. Warum ist das so? Oft verbinden Außenstehende den Bereich Cleaning mit den Toiletten. Die sind dreckig und riechen komisch. Ich denke die Verbindung hier ist einfach. Dabei muss man hier genauer beobachten und respektieren, dass die Mitarbeiter*innen sich selbst in Gefahr begeben, da der Bereich Cleaning nicht nur körperliche Arbeit ist, sondern auch viel mit gefährlichen Materialien gearbeitet wird. Jeder und jede Mitarbeiter*in ist für das Erlebnis zuständig. Wirklich jeder. Auch das Cleaning-Team spielt eine große Rolle für das Erlebnis. Das Team ist gleichwertig mit allen anderen Mitarbeiter*innen, die tagtäglich mit den Gästen zusammenarbeiten. Behandele dein Cleaning Team auch so! Dies fängt bei der Dienstkleidung an (Müssen es Schürzen sein?) und kann durch eine hochachtungsvolle Integration zum dauerhaften Erfolg führen.
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#041 – Mystery Visitor
Sie arbeiten in der Regel im Verborgenen. Geheim und getarnt infiltrieren Sie unsere Freizeitattraktion. Sie stellen komische Fragen, nehmen alles unter die Lupe und am Ende kommt die große Überraschung!
In der neuen Folge wird es mysteriös! Denn wir sprechen über eine besondere Art der Qualitätskontrolle. Importiert aus den Vereinigten Staaten ist der Mystery Visitor mittlerweile ein gängiges Werkzeug zum Messen der Qualität in deiner Freizeitattraktionen. Was genau ist ein Mystery Visitor und was macht dieser eigentlich?
Der Mystery Visitor, oder auch Mystery Shopper oder Mystery Customer, ist ein von Extern beauftragter Besucher, der anhand eines bestimmten Fragebogens deine Freizeitattraktionen inspiziert. Anhand dieses Fragebogens werden bestimmte Kriterien abgefragt und geprüft. Die Prüfung sieht so aus, dass bestimmte Punkte in deiner Freizeitattraktionen mit Ja oder Nein beantwortet werden oder auch mit einem Punktesystem bewertet werden können. Anhand dieser Bewertung entsteht am Ende ein Gesamtergebnis. Dieses kann in Punkten oder auch in Prozent ausgegeben werden. Und damit hat der Mystery Visitor deine Freizeit Attraktion bewertet.
Nutzen
Gerade in konzerngesteuerten Freizeitunternehmen, die zum Beispiel mehrere Filialen oder Standorte besitzen, macht es Sinn einen Mystery Visitor einzusetzen. Denn neben der Qualitätsmessung ist der Mystery Visitor auch dafür zuständig zu schauen, ob der Brand / die Marke nach den Firmenvorgaben an allen Standorten gleichermaßen umgesetzt ist. Dazu zählen typische Dinge wie Brand Sprache, Brand Identity oder auch Staff Engagement. Anhand der Ergebnisse dieser Überprüfungen können Konzerne schauen wie gut sich die einzelnen Filialen innerhalb des Unternehmens bewegen.
Diese externe Beobachtung beziehungsweise Überprüfung deiner Freizeit Attraktion hat natürlich den Vorteil, dass man einen unverblümt einen Blick auf deine Attraktion bekommt. Natürlich stammen die Vorgaben für den Fragebogen von dir beziehungsweise deiner Konzern beziehungsweise Geschäftsführung, jedoch sind diese Bewertungen eine gute Momentaufnahme, um eventuelle Schwachstellen in deiner Attraktion ausfindig zu machen. Der große Nachteil ist jedoch, dass diese Mystery Visitor oft nicht sehr aussage kräftig sind. Wie schon erwähnt handelt es sich hier um eine Momentaufnahme, die anhand aller vorliegenden Fakten eine Bewertung durchführt. Ich kann auch dazu führen, dass gerade an einem Tag wo vielleicht nicht vieles gut läuft, was Vor allem externen Faktoren zu zu schreiben wäre, dass dies mit in die Bewertung einfließt.
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#040 – Jahreskarten
Heutzutage ist es schon fast üblich, dass man in seiner Freizeitattraktion mit guten Angeboten lockt: „Schon nach dem zweiten Besuch lohnt es sich! Lassen Sie jetzt den Eintrittspreis auf die Jahreskarte anrechnen!“. Jahreskarten oder Clubkarten sind ein Bestandteil des Ticketangebots und sollen vor allem Wiederholungsbesucher und Fans an die Freizeitattraktion binden. Eine klassische Kundenbindungsmaßnahmen.
Warum Jahreskarten?
Jahreskarten bieten die perfekte Möglichkeit eine persönliche Bindung mit den Besucher*innen herzustellen. Es lockt nicht nur Wiederholungsbesucher an, sondern bietet gleichzeitig die Möglichkeit durch besondere und exklusive Angebote ein enges Verhältnis zu erschaffen. Durch diese Exklusivität und die Vorteile der Karte hat man das Gefühl etwas besonderes zu sein. Neben der personalisierten Karte mit seinem eigenen darauf, versteht sich. Diese Karten können eine prima Ergänzung zum bestehenden Ticketshop sein und ermöglichen auch einen engeren Austausch mit den Fans durch regelmäßige Befragungen zum Beispiel.
Vorreiter ist und bleibt natürlich Disney. 1984 hat man im Magic Kingdom, Orlando, die ersten Annual Passes eingeführt und seit dem her sind die Pässe in allen Parks ein Premium Produkt für alle Disney Fans. In Deutschland war die Warner Bros. Movie World einer der ersten größeren Parks, die eine Jahreskarte angeboten hatten. Kurz darauf sind weitere Parks nachgezogen und es gibt in fast jeder Freizeitattraktion ein ebenwürdiges Angebot. Funcard, Club Karte, Season Pass. You name it, they have it. Der große Unterschied bei den ganzen Pässen ist vor allem der Preis und der damit verbundene Wert. So starten Jahreskarten schon ab einem 1,5 fachen Eintrittspreis bis hin zum Premium Produkt von 4,5 fachen Preisen. Wenn ich einen Eintrittspreis von 50€ verlange, kann es sein, dass ich mit 75€ günstig ins Rennen gehe und die Familien ansprechen möchte oder ich habe ein größeres Gesamtpaket im Pass inkludiert mit einem schätzbarem Warenwert dahinter, dann kostet der Pass gerne 225€. Die Frage ist: Wen möchte ich ansprechen? Mein Lieblingsbeispiel für Basic-Jahreskarten sind die Tierparks. Öffentliche Anlagen gefördert durch die Kommunen und Länder haben generell einen günstigeren Eintritt. Die Jahreskarten zielen hier auf junge Familien und Menschen ab, die hier zusammen ihre Freizeit verbringen möchten. Daher ist der Preis entsprechend niedrig und den Preis der Karte hat man schnell eingeholt. Premiumprodukte sind oft in größeren Paketen geschnürt mit vielen Rabatten, Zusatzleistungen und exklusiven Leistungen nur für Karteninhaber*innen.
Marketing vs. Operations
Oft wird die Jahreskarte als Marketingtool in den Parks ausgeschlachtet. Plakate, Banner und Sticker an jeder Kasse, an jeder möglichen Stelle. Man möchte natürlich den Mehrwert der Karte rausstellen und baut daher die Pässe in alle möglichen Betriebsabläufe mit ein. Gerade an den Kassen bietet sich das Upselling für Jahreskarten an. Gibt es Rabatte auf Merch und Essen, kann man bei jedem Kassiervorgang fragen, ob die Gäste eine Jahreskarte haben, damit man den Rabatt bekommt. Da platziert man direkt eine Zusatzleistung der Karte im Tagesgeschäft und kann direkt darauf aufmerksam machen, wie sehr sich eine solche Karte lohnen würde. Man muss hier aber abwägen (und leider wird dies nicht oft getan), wie oft man diese Frage einbaut und man tiefer ins Gespräch geht. Denn dies geht immer auf Kosten der Kapazität und führt im schlimmsten Falle zu Unmut, wenn das Bestellen der Pommes zum längeren Akt wird. Marketing und Operations müssen hier sehr eng zusammenarbeiten, damit die Jahreskarten a) gut verkauft werden und b) an jeder Stelle präsent sind. Dies kann nur gelingen, wenn man ein gutes Marketingkonzept hat und den Mitarbeiter*innen erklärt, welche Rolle diese Produkte im täglichen Geschäft spielen.
Fazit
Ein zweischneidiges Schwert zwischen Massenware und Premiumprodukt. In erster Linie schaut man sich jedoch die Zielgruppe an, die man ansprechen möchte. Daraufhin überlegt man sich, ob man auf die Masse zielt und viele Personen wie möglich reinholen möchte (und sich eventuell sogar die Tagesbesucher*innen madig macht) oder man ein Premiumprodukt mit vielen Leistungen anbietet, welches im Volumen nicht viel ausmacht, aber die loyalen Wiederholungsbesucher*innen immer wieder in die Attraktion lockt.
Es gibt hier m.M.n. kein genaues Urteil. Fakt ist: Die Jahreskarte ergänzt das Produktportfolio sinnvoll und kann, wenn gut eingesetzt und nicht omnipräsent, einen Mehrwert für die treuen Fans bieten. Dies sichert zusätzlich einen kleinen Puffer an Volumen für besucherschwache Tage, an denen man oft mit Jahreskartenbesitzern aus der näheren Region rechnen kann.
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#039 – Inklusion
Freizeit ist für alle da. Oft gibt es aber Teilnehmer:innen, die an Freizeitaktivitäten nicht so partizipieren können, wie andere. Durch körperliche und geistige Unterschiede kann es vorkommen, dass bestimmte Besucher:innen von Erlebnissen ausgeschlossen werden. Um barrierefreie Erlebnisse zu schaffen braucht es vor allem Verständnis für das Problem. Dabei rede ich aber nicht nur von Personen mit Behinderungen, die hier exkludiert werden, sondern auch von älteren oder sehr jungen Person. Die Webseite von Aktion Mensch hat den Begriff Inklusion sehr schön erklärt:
Inklusion – Was ist das eigentlich? Viele Menschen haben den Begriff schon gehört. Aber was genau steckt dahinter? Und was bedeutet Inklusion für jeden von uns persönlich?
Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast. Jeder kann mitmachen. Zum Beispiel: Kinder mit und ohne Behinderung lernen zusammen in der Schule. Wenn jeder Mensch überall dabei sein kann, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit: Das ist Inklusion.
https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/was-ist-inklusion
Inklusion und Freizeit
Um das Thema auf die Branche zu projizieren wollen wir uns anschauen, wie die Inklusion dort zu betrachten ist. In erster Linie kollidieren diese Thema an den Fahrgeschäften aufeinander. Bedingt durch die technischen Gegebenheiten und Sicherheitsauflagen werden hier Besuchergruppen „aussortiert“. Durch das erhöhen eigener Sicherheitsstandards kann man die mögliche Zielgruppe von Fahrgästen verkleinern. Dies ist keine Kritik an ein zu hohes Sicherheitsbedürfnis, sondern nur der Spiegel der Realität. Generell sollte man jedoch vor Augen halten, dass durch hohe G-Kräfte oder Geschwindigkeiten auch Schäden verursacht werden können (z.B. bei jungen Fahrgästen). Daher sind solche Sicherheitshinweise auch ein Gruß an die eigenen Gesundheit und Unversehrtheit. So kann auch bei Evakuierung gewährleistet werden, dass sowohl Gäste als auch Mitarbeiter:innen gesund und unversehrt aus einer Attraktion finden.
Inklusion kostet Geld
Ein häufiges Argument gegen eine größere Inklusion sind die finanziellen Mittel. Und in einigen Teilen stimmt dies auch. Inklusion wird dann teuer, wenn man es von vorne herein nicht im ins Budget aufnimmt. Nachträgliche, bauliche Veränderungen wie Rampen oder Aufzüge können schnell sehr teuer werden. Eine frühzeitige Planung kann hier helfen und spätere Kosten können vermieden werden. Interessant ist aber: Wenn man Geld in die Hände nimmt, wir vieles Möglich. Dies beweisen die großen internationalen Parks immer wieder. Wo es z.B. keine Standardlösungen von Herstellern gibt, kann man mit zusätzlichem Budget die Entwicklung von solchen Elementen fördern. Da solche Lösungen Sonderanfertigungen sind, findet man sowas vielleicht nicht immer überall. So gibt es z.B. in den Disney und Universal Parks Rapid River Boote der Firma Intamin mit Rollstuhlrampen und rollstuhlgerechten Plätzen.
Inklusion braucht Mut
Exklusion ist einfacher als Inklusion. Man spart sich die Diskussionen, das Training und generell sich mit dem Thema zu beschäftigen. Man verpasst dadurch jedoch unglaublich viele Chancen und steht in der Regel, wenn sowas medial negativ aufschlägt, schlecht da. Man kann sich jedoch auch offen mit dem Thema auseinandersetzen und seine Operations oder auch Marketing in Frage stellen. Bin ich eigentlich Inklusiv? Trainiere ich meine Mitarbeitenden hinreichend in diesem Thema, damit jeder Gast gleich behandelt wird? Plane ich das Thema in meine Evakuierungen ein? Beschäftige ich eigentlich körperlich oder geistig Eingeschränkte Menschen in meiner Freizeitattraktion? In einer sich so schnell verändern Welt gibt es Themen, die immer wieder unter dem Tisch fallen und an Wert verlieren, weil nichtigere Sachen in den Vordergrund rücken. Inklusion ist da keine Ausnahme. Dennoch ist es schön zu sehen, dass sich einige Freizeitattraktionen mutig dem Entgegenstellen, wie der Playmobil Funpark oder das Legoland Deutschland, die das Thema sowohl bei den Mitarbeitenden als auch für die Gäste proaktiv angehen und ein Erlebnis für alle bieten wollen.
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#038 – Leerstände als Chance nutzen – Im Interview mit: Nicole Srock.Stanley
Es gibt viele Krisen in der Menschheitsgeschichte, mit der man sich befasst. Sei es finanzielle Krisen, politische Krisen oder auch, wie aktuell in der Pandemie, gesundheitliche Krisen. Es gibt verschiedene Ansätze mit solchen Situatione umzugehen. Man kann schnell mit Maßnahmen versuchen solchen Krisen entgegen zu wirken oder, wie in der Klimakrise, die Maßnahmen zur Lösung hinauszögern. So verhält es sich auch mit dem so genannten Innenstadtsterben. Seit einigen Jahren entwickeln sich die Innenstädte in Deutschland zurück. Viele leer stehende Gebäude und ein sehr einseitiges Angebot an Aktivitäten und Einzelhändlern zerstört die Attraktivität der Stadtzentren.
Wie genau sind wir eigentlich in diese Krise gekommen? Und warum macht keiner was dagegen?
Zusammen mit meinem Gast wollen wir diesen Fragen auf den Grund gehen. Nicole ist mit ihrer Expertise Teil von verschiedenen Gremien, um dem Innenstadtsterben entgegen zu wirken. Zusammen mit ihrer Agentur und dem Team von Dan Pearlman arbeitet Sie Konzepte aus, um Innenstädte wieder attraktiv und lebendig zu machen. Was mich persönlich an dieser Thematik besonders interessiert ist die Rolle der Freizeitgestaltung. Als gebürtiger Oberhausener ist mir diese Stadt Art von negativer Stadtentwicklung selbstverständlich bekannt. Ich bin der Meinung, dass man durch eine gesunde Auswahl an verschiedenen Aktivitäten und auch lokalen und regionalen Einzelhändlern eine lebenswerte Innenstadt gestalten kann. Dieses Thema hat aber nicht nur Faktoren die in den Freizeitsektor fallen, sondern auch in die Bereiche Ökologie und Ökonomie. Denn die Gestaltung solcher Stadtzentren muss man aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Immer mehr werden Fußgängerzonen zu befahrbaren Straßen umgebaut, die Blechlawinen halten Einzug in die Innenstädte und ein Verramschen der Ladeneinheiten führt zum Verlust der Attraktivität und auch der Diversität. Mir ist bewusst dass dieses Thema sehr komplex ist und verschiedenste, auch politische und wirtschaftliche, Hintergründe hat. Dennoch möchte ich mit dieser Folge aufzeigen, dass es in erster Linie eine aktive Krise gibt die uns in den nächsten Jahren noch schwer zu schaffen machen wird und wir aus der Freizeitindustrie die Chance haben solche Leerstände in den Innenstädten mitzugestalten, um einen gemeinsamen und unterhaltsamen Lebensraum für uns alle zu schaffen.
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#037 – Tägliche Öffnungszeiten
Vorbei sind die Zeiten von 10:00 – 18:00 Uhr. Lang lebe der Flexi-Tag! Oder wie sehen die täglichen Öffnungszeiten in unseren Freizeitattraktionen eigentlich aus? Ein kleiner Blick verrät: Die Ganzjahresöffnungen lassen (leider) noch auf sich warten, viele Parks haben sehr starre Zeiten, ABER man lockert sich. Und das gilt nicht nur für Öffnungszeiten, sondern auch für Schließtage, die in einigen Regionen sinnvoll sind. Dennoch bieten die täglichen Öffnungszeiten zusätzliches Potential für eine gelungene Guest Experience. Flexible Zeiten können einen langen erlebnisreichen Tag noch magischer machen. Die beiden zauberhaften Werkzeuge möchte ich dir gerne vorstellen!
Flexible Zeiten
Ein starres Konstrukt bietet keinen Raum für unvorhergesehene Events. Ist der Park am Abend noch sehr voll? Gibt es einen größeren Andrang direkt zur Öffnung an den Kassen? Flexibel sein heißt auf den Besucherstrom reagieren zu können. Hierfür gibt es zwei sehr hilfreiche Werkzeuge: Soft Opening und Soft Closing.
Soft Opening bedeutet, dass man Teilbereiche seiner Freizeitattraktion schon öffnet, um am Eingang den Flow zu entzerren. Oft eingesetzt in Freizeitparks mit großen Landing Bereichen, wie z.B. den Disney Parks mit der Main Street U.S.A oder dem Europa Park und seiner Deutschen Allee. Der Vorteil ist, dass vor den Eingangstoren die Besucher*innen schon in Bewegung sind und den Platz für die Nachkömmlinge frei machen. Zwar ist es fraglich, ob durch den verstärkten Einsatz durch Online Tickets die Hauptkassen in Zukunft noch so stark ausgelastet sein werden, dennoch ist jeder Quadratmeter an freier Fläche wichtig. Und man erspart sich selbst die Koordination vor den Eingangstoren, da diese oft ein Nadelöhr sein können. Das Soft Opening bietet nicht nur Potential für die Steuerung des Flows, sondern auch für Umsatz an den Läden. Wenn solche Bereiche schon geöffnet sind, sollte man im gleichem Zuge die Shops und Cafés öffnen, damit sich die Besucher*innen schon mal an dem Angebot orientieren können. Ein warmer Kaffee und ein leckeres Brötchen vor Attraktionsöffnung lässt sich ebenfalls schnell mal auf der Hand mitnehmen. Erwartet hier aber keine Wunder! Man wird dadurch nicht reich, aber Besuchergruppen die schon eine lange Anfahrt hinter sich haben und jetzt auf die Öffnung warten, freuen sich über eine kleine Stärkung, bevor das eigentliche Abenteuer beginnt.
Das Soft Closing ist im Gegensatz zum Soft Opening eine Entscheidung, die man schon im Laufe des Tages fällen kann. Wenn man merkt, dass die Kapazitäten weitestgehend ausgelastet sind, der Parkplatz sich immer weiter füllt und die Warteschlangen nicht kürzer werden, macht es Sinn die Schließung der Freizeitattraktion nach hinten zu verschieben. Nur ist halt die Frage: Wie? Das Soft Closing hat verschiedene Ansätze. Klassisch werden die Fahrgeschäfte zur Schließzeit geschlossen. Die aktuelle Wartezeit wird dabei als Vorlaufzeit genommen. Wenn z.B. eine große Achterbahn eine Wartezeit von einer Stunde hat und der Park um 18 Uhr schließt, wird um 17 Uhr die Warteschlange geschlossen, damit das Fahrgeschäft pünktlich geschlossen werden kann. Eine Art des Soft Closings ist das Schließen der Warteschlangen zum Parkschluss. In dem Beispiel würde die Warteschlange um 18 Uhr geschlossen werden, die restliche Wartezeit über die Schließung hinaus noch abgebaut, so dass man erst um 19 Uhr die Achterbahn herunterfahren würde. Dies hat den Vorteil, dass die Öffnungszeiten deiner Freizeitattraktion auch gleichzeitig der Nutzungsdauer entsprechen würde. Es fühlt sich wertiger an und Besucher*innen werden nicht „bestraft“ für volle Tage, ohne mit der Lieblingsattraktion oder dem beliebtesten Fahrgeschäft gefahren zu sein. Eine andere Form des Soft Closings ist das verschieben seiner Schließzeit, so wie es der Europa Park seit einigen Jahren offen kommuniziert. Es wird eine Schließung von min. 18 Uhr z.B. über die Webseite angekündigt. Wer schon mal im Sommer oder an einem vollen Tag im Park gewesen ist, der wird aber gemerkt haben, dass aus 18 Uhr schnell 20 Uhr werden können. Eine Push Mitteilung durch die App oder als Durchsage im Park teilt einem mit, dass man alle Attraktionen noch länger genießen kann. Solche Entscheidungen können auch ohne vorherige Kommunikation vorgenommen werden. Spontan verlängerte Öffnungszeiten haben einen unglaublichen Mehrwert für die Besucher*innen und die Reaktion der Gäste in der Freizeitattraktion ist oft mit Freudenrufen verbunden.
Soft Opening und Soft Closing – zwei wirksame Werkzeuge. Ist das interessant für dich? Dann kontaktiere mich, wenn du mehr darüber erfahren möchtest über das Kontaktformular oder direkt per Mail an contact@stefanburian.com. Zusammen können wir in deiner Freizeitattraktion Lösungen für flexible Öffnungszeiten finden.
Personalplanung
Was bedeutet dies für deine Personalplanung?
Ganz schön viel, denn solche flexiblen Zeiten müssen irgendwie geplant werden. Forecasts, also Vorbetrachtungen der kommenden Tage können helfen hoch frequentierte Tage vorherzusehen und entsprechend zu planen. Das Soft Closing schon vorab planen, bevor es überhaupt eintritt. Oft hat man Erfahrungswerte, dass es z.B. an bestimmten Wochentagen oder Feiertagen besonders voll wird und so seine Mitarbeiter*innen darauf vorbereiten. Kommt solch eine Entscheidung doch kurzfristig, muss das Personal mit an Bord geholt werden (offene und vertrauensvolle Unternehmenskultur vorausgesetzt!). Und schon kommen die nächsten Stolpersteine: Wie lang ist die Arbeitszeit? Wie viel Pause muss ich nun einplanen? Wer überbrückt die Pausen? Plötzlich kommen viele Fragen auf und man muss kurzfristig handeln. Wie bei allem gilt aber auch hier: Vorbereitung ist die halbe Miete! Solche Prozeduren können durch ein gutes Operations Manual und dem Forecast vorausgeplant werden, damit man nicht plötzlich vor ungeplanten Tatsachen steht.
Die flexiblen Zeiten haben nicht nur Auswirkungen auf die On Stage Mitarbeiter*innen, sondern auch für alle Mitarbeitenden hinter den Kulissen. Gärtner*innen und Mechaniker*innen, die ihre Arbeiten vor/nach dem Betrieb erledigen, werden entsprechend früher/später arbeiten müssen, damit der Tagesbetrieb dadurch nicht gestört wird. Das gleiche gilt für die Vorbereitung der Shops und Restaurants. Lieferanten, die geplante Zeiten haben, müssten plötzlich früher kommen, wenn man kein Zentrallager hat, welches die Einheiten versorgt.
Man sieht, dass durch solche Entscheidungen der ganze Betrieb durcheinander gewürfelt werden kann. Dies aber auch nur, wenn man nicht vorbereitet ist. Ein gut eingespieltes Team mit gewissenhaften Teamleiter*innen wird solche regelmäßigen, flexiblen Öffnungszeiten schon im täglichen Betrieb mit einkalkulieren.
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„Sounds of Freizeitpark“ – die Playlist zum Podcast auf Spotify
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#036 – Tiererlebniswelten – Im Interview mit Kieran Stanley
Das ein Tierpark mehr sein kann, als eine Anlage mit möglichst vielen Tieren hat der Erlebniszoo Hannover um die Jahrtausendwende bewiesen. Mit einem neuartigen und ganzheitlichen Konzept hat Kieran Stanley zusammen mit dem Team von Dan Pearlman das Erlebnis Tierpark neu definiert. Eine ganze Branche wurde durch die Handschrift des irischen Architekten geprägt und mit der Agentur wurden viele Kunden aus der ganzen Welt auf die Arbeit aufmerksam. In Folge #036 erzählt Kieran über die Entstehung der Tiererlebniswelten und über die Wichtigkeit von ganzheitlichen Konzepten.
Meine Meinung zum Thema Tierparks:
Tierparks haben auf mich persönlich eine große Anziehungskraft, da ich durch den kostenfreien Tiergarten in Oberhausen, dem Kaisergarten, mehr oder weniger aufgewachsen bin. Die lokale Tierwelt zu bestaunen war für mich schon immer faszinierend, aber die kritischen Stimmen werden lauter, wenn es um größere Raubtiere oder exotische Lebewesen geht. Erlebniszoos oder Tiererlebniswelten haben den Vorteil, dass durch die großzügige Gestaltung der Lebensräume mit wenig Menschenkontakt und einem ersichtlichen Lehrauftrag, sowie ein Beitrag zur Artenerhaltung ein ganz anderes Bild erzeugt wird. Tierparks haben nicht mehr den altbackenen Charakter einer Ausstellung, wo Tiere wie Exponate betrachtet werden, sonder hier geht der Auftrag weit darüber hinaus. Ein Satz der sich eingebrannt hat durch meine Mehrjährige Mitarbeiter in den SEA LIFE Aquarien: Man kann nur das Schützen, was man kennt!
Die Debatte über Tierparks sollte weiterhin aktiv gehalten werden, dennoch bin ich der Meinung, dass durch solche Erlebniswelten unsere eigene Wahrnehmung geschärft werden kann. Denn Themen wie Nachhaltigkeit und Arterhaltung sind von größter Bedeutung und werden in den nächsten Jahren noch stärker in den Lebensmittelpunkt rücken. Daher sehe ich die Tierparks als große Chance: Erleben, Erlernen, Erhalten.