#023 – Warteschlangen

Warteschlangen – Fluch und Segen

Ein paar Metallzäune, etwas Zick-Zack und fertig ist die Generic-Six Flags-Queue Line. König der Metallgitter. Unfair der großen Kette gegenüber, ich weiß, aber es bat sich gerade an. Obwohl Cedar Point auch nicht mit den ollen Gattern spart. Viele Parks weltweit haben Jahrzehnte lange diese klassischen Warteschlangen gebaut. Häufig aus Geld und Zeit gründen. Da aber vieles heutzutage einfacher zu erreichen ist (Rockwork-anybody?) und viel mehr Theming-Firmen existieren haben diese Zeiten ein Ende gefunden. Viele Warteschlangen werden hochgradig dekoriert, komplexe Wegführungen durch nicht einsehbare Bereiche entführen in eine fremde Welt. Anhand von Storytelling durch Dekoration, Musik, Licht oder Video kann man das Warten zu einem Vergnügen machen. Das Warten ist, auch wenn man vor dem Einlass zu einem Family Entertainment Center steht, immer Teil des Erlebnisses und so sollte man die Experience auch gestalten. Wenn man noch einen draufsetzen möchte kann man eine Pre-Show mit einbauen. Eine Showeinlage, die auf das kommende Abenteuer vorbereitet. Eher bekannt aus amerikanischen Parks hat Deutschland einen heimlichen Sieger des Pre-Shows Games: Movie Park Germany. In den alten Warner Bros. Movie World Zeiten hatte nahezu jede Attraktion eine Pre-Show. Sei es nun ein Filmausschnitt, wie bei Lethal Weapon Pursuit, Animatronics die mit einem Tourguide sprechen, wie im Looney Tunes Abenteuer oder ein Mitarbeiter der panisch eine Evakuierung einleitet, wie bei der Gremlins Invasion. Mit dem Umbau zum Movie Park wurden die meisten Pre-Shows rausgenommen. Nur noch die alte Bibliothek von Bruce Wayne, die jetzt als Pre-Show für Time Riders herhält, erinnert an die „guten alten“ Zeiten. Trotzdem hat der Movie Park mit seinen neueren Attraktionen versucht diesen Spirit wieder aufleben zu lassen. Auch andere Parks haben erkannt, dass solche in sich geschlossene Geschichten das Erlebnis steigern können. Bestes Beispiel sind die Pre-Shows von Kärnen im Hansa Park – die an dieser Stelle nicht gespoilert werden sollten (Sorry, für das Zensur-Piep in der Folge :S).

Wenn man die Warteschlange nicht als klassische Warteschlange bauen möchte kann man die wartende Menge auch in Gruppen unterteilen. Orlando hat hier wieder zwei Paradebeispiele hervorgebracht. Bei Dumbo the Flying Elephant, einem klassischen Flatride im Magic Kingdom, und bei Jimmy Fallon Race through New York, dem Großraum Simulator in den Universal Studios Orlando, gibt es Free Roaming Queue Lines. Das Prinzip ist bei beiden Attraktionen sehr ähnlich. Es werden Gruppen in verschiedene Räume gebracht, in denen man sich frei bewegen kann. In den Räumen gibt es Spielmöglichkeiten, Entertainment, interaktive Elemente bis man in den nächsten Raum wechseln darf. Dadurch hat man nicht das Gefühl, dass man in einer Schlange stehen würde, sondern man sich schon in der Attraktion aufhält – man erlebt schon etwas. Solche Systeme benötigen jedoch viel Platz und je nach Entertainment Angebot wieder Mitarbeiter, die die Menschenmenge unterhalten. Zusätzlich muss dies zeitlich gut geplant werden, denn je nachdem wie lange die Fahrzeit dauert müssen die Besuchergruppen „aufgehalten“ werden, um dann in einer kurzen Zeit in den nächsten Raum wechseln zu können. Das muss gut geplant sein.

Alternative Wartemöglichkeiten

Neben dem verändern der gefühlten Wartezeit kann man noch die tatsächliche Wartezeit verändern. Dies funktioniert komplett ohne Sci-Fi Gerätschaften, sondern durch simples berechnen. Da Fahrgeschäfte immer eine bestimmte Kapazität haben, also ein Durchlauf an Besuchern pro Stunde, kann man hier vorab eine Anzahl an Besuchern blocken. Nehmen wir mal an die Achterbahn „The Coaster“ hat eine Kapazität von 1200 Besuchern pro Stunde. Von dieser Kapazität werden 300 Besucher vorab abgezogen. Diese 300 Besucher können sich anhand eines Fast Pass in einem bestimmten Zeitfenster anstellen und müssen dafür nur wenige Minuten warten. So funktioniert das Fast Pass System in den Disney Parks, aber auch die Virtual Line im Europa Park. Dieses System ermöglicht das Verteilen des Besucherflusses, in dem die Besucher selbstständig und kostenfrei ihre nächsten Attraktionen planen und besuchen können. Dies ermöglicht auch die Steigerung des Umsatzes, denn in der Zwischenzeit ist mehr Zeit für die Restaurants und Shops übrig. Hier steckt nicht nur die Guest Experience hinter, sondern auch der liebe Umsatz, der gesteigert werden kann. Solche Systeme machen aber nur Sinn, wenn man entsprechend Besucher pro Monat in seiner Anlage hat. Bei kleineren Freizeitparks wäre ein solcher Service sogar das Gegenteil und könnte zu Beschwerden führen.

Bei kleineren Attraktionen würde sich aber ein Bezahlsystem auszahlen, um eine gewissen Exklusivität anzubieten. Dies ist auch bei größeren Parks sehr beliebt, wie z.B. mit dem Quick Pass im Phantasialand oder dem Express Butler im Movie Park oder im Heide Park. Das Prinzip ist ähnlich, jedoch muss man sagen, dass diese nachträglichen Systeme ein klassicher „Enter the Exit“ sind. Häufig geht man durch den Ausgang auf die gewünschte Attraktion und dies kann zu Irritationen bei den Besuchern führen.

Generell sollte man darauf achten, dass man bei den Mitarbeitern diese Systeme gut kommuniziert und eventuellen Beschwerden entgegenarbeitet. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass es kaum große Bauchschmerzen bei nicht bevorzugten Besuchern gibt.

Zwei Anmerkungen

Wartende Besucher kaufen nichts. Ganz klar. Wenn irgendwo an der Achterbahn einige Hundert Besucher stehen, stehen die Geldbörsen ebenfalls still. Daher sollte man in seiner Warteschlange einen Point of Sale errichten. Ein kleiner Verkaufspunkt mit Erfrischungen oder einer Auswahl an Merchandising. Dies kann man ebenfalls als Kiosk mit einem Mitarbeiter gestalten oder stellt einen Verkaufsautomaten in die Warteschlange. Leider kann letzteres richtig unschön aussehen, daher sollte man dies, wie Efteling es clever bei Joris en de Draak gemacht hat, thematisieren und in die Dekoration mit einbauen, damit es nicht so auffällt. Und wenn man richtig punkten möchte, dann baut man eine Toilette mit in die Warteschlange. Denn nichts ist eine größere Qual als 2 Stunden anzustehen mit Druck auf der Blase ;)

Shownotes

YouTube Videos zu Warteschlangen und Attraktionen:

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#022 – Experience Design: Im Interview mit Michael Badelt

Ein paar Bauzäune, etwas Molton und ZACK! ist Halloween. Das da viel mehr hinter steckt verrät Michael Badelt im Interview zum Scare Mazes in dieser Folge. Er ist kein unbekannter in der deutschen Freizeitbranche. Unter anderem ist er seit Jahren kreativ für das Fort Fear Halloween Event im sauerländischen Fort Fun mitverantwortlich. Zwar hat Corona die Pläne etwas durcheinander geworfen, aber Michael ist ein Optimist und nutzt die Gunst der Stunde und plant um.

Im Interview erzählt er außerdem wie wichtig die Personalführung ist. Klare Regieanweisungen, gründliches Casting und viel Bauchgefühl gehören zu einem gut geführten Halloween Event dazu. Mehr dazu gibt es in der neuen Folge How to Freizeitpark.

Shownotes

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#021 – Halloween Operations

Im kalten Oktober liegt der Fokus natürlich auf die gruselige Jahreszeit, das Karneval der Freizeitparks, wenn man so möchte. In Folge #009 haben wir schon mal die Grundlagen für ein Halloween Event besprochen. Was für ein Gefühl man auslösen möchte, was man für eine Stimmung bräuchte und wie die Darsteller eingesetzt werden sollten… Heute geht es direkt in das Betreiben einer Halloween Attraktion: einer Scare Maze. Das Maze ist die klassische Halloween Attraktion, die es mittlerweile zu fast jedem Event gibt. Diese Maze (= engl. Labyrinth) ist ein thematisches Laufgeschäft, in dem mit Audio, Video, Licht und Spezialeffekten eine gruselige Stimmung erzeugt wird und die Besucher erschreckt werden. In der Regel findet man hier Darsteller, sogenannte Scare Actor, die die Erfahrung noch gruseliger machen sollen.

Die Darsteller

Heutzutage kommt keine Scare Maze ohne Erschrecker, ohne Darsteller aus. Es ist zwar kein Muss, aber wenn man seinen Besuchern das Fürchten lehren möchte kommt da nicht dran vorbei. Wenn man seine Konzepte und Ideen bereit hat sollte man definitiv frühzeitig mit dem Rekrutieren beginnen, da dieser Prozess mehrere Wochen dauern kann. Einen Monat vor Event beginn ist schon sehr knapp geplant und hat vielleicht keine Zeit mehr für Proben. Aber schauen wir uns den Beschaffungsprozess mal an.

Ein klassisches Bewerbungsgespräch wäre hier zwar möglich, aber sinnlos. Da es um eine darstellende Position geht ist ein Casting anzuraten. Dies kann medienwirksam extern und offen stattfinden (in einem Theater, Kino oder ähnlichem) oder in der eigenen Attraktion, wenn man über die Räumlichkeiten verfügt. Der Vorteil beim Casting im eigenen Haus sind die geringen Kosten und man kann schon vorab aussortieren. Bei einem offenen Casting kann jeder teilnehmen der mag. Dies kann eventuell zu einer hohen Nachfrage führen und entsprechend Zeit in Anspruch nehmen. Generell sollte man jedoch Zeit hierfür einplanen, damit man mit den Kandidat*innen genug Übungen machen kann. Welche Übungen man hier machen sollte, hängt davon ab was man sucht. Suchst du jemanden der eine Rolle spielt oder nur Lärm machen soll? Es gibt verschiedene Improvisationsübungen (man findet viel Lesematerial im Internet oder in Büchern) die du für das Casting einsetzen kannst. Dein Bauchgefühl sollte dabei auch eine Rolle spielen, denn du solltest ein gutes Gefühl bei deiner Auswahl haben.

Once settled: Du hast deine Crew zusammen und jetzt wird geprobt. Vielleicht stellst du dir die Frage: Was soll hier denn geprobt werden? Das Erschrecken? Richtig! Jede Rolle, jede Position in deiner Scare Maze sollte eine konkrete Regieanweisung unterliegen, die zwar Raum für Improvisation lässt aber den Darstellern eine Aufgabe, einen Grund, einen Purpose gibt. Jeder Erschrecker in deiner Maze sollte einen Grund haben, warum man sich gerade in diesem und jenen Raum aufhält. Und dieser Grund kann sogar zusätzlich noch mit einer Requisite ausgetattet werden, um den Grund eine Aktion zu verleihen. Der Klischee-Horror-Doktor sollte sich zum Beispiel in einem passenden Raum, wie z.B. einem OP Saal befinden und als Requisit ein medizinisches Instrument benutzen. Der Darsteller hat nun einen Sinn, warum er sich in diesem Raum aufhält und kann so seine Rolle ausfüllen und die Besucher erschrecken. Auch hierfür gibt es viele Möglichkeiten, wie man dies anstellt. Durch ansprechen und einbeziehen in die Tätigkeit, durch einen Trigger (Licht / Ton) oder einem Spezialeffekt wie Wasserspritzer. Gut gestaltete Scare Mazes sind so gebaut, dass die Scares strategisch angeordnet sind. So könnte der Arzt zwar Mittelpunkt des Raumes sein, aber nur Ablenkung von dem anderen Darsteller, der sich gerade woanders im Raum versteckt. Wenn mal ein Gag, Stunt oder Scare nicht funktioniert kann man auch alternativen einbauen, um den Darstellern eine weitere Möglichkeit zu bieten.

Der Kern sollte jedoch bei den Darstellern sein: Klare Anweisungen geben, Spielraum bieten und einen Sinn!

Floor Management

Unsere Scare Actor bespielen die Experience, aber wer kümmert sich um den Rest? Es kommt hier wieder der Duty Manager ins Spiel. Oder eine abgespeckte Variante dessen. Denn um die Maze am Laufen zu halten benötigt man einen Floor Manager in Form eines Teamleader oder Show Captains. Die Rolle hat vor allem den Anspruch den Mitarbeitern unter die Arme zu greifen, aber auch Abläufe wie z.B. Evakuierungen einzuleiten. Dieser Teamleiter hat das Drehbuch für die Attraktion zur Hand, macht regelmäßige Kontrollgänge und justiert je nach Besucherandrang nach. Es ist sinnvoll eine solche Position als neutraler Mitarbeiter ohne Kostüm zu haben, da man in eskalierenden Situationen bessere Chancen auf eine Lösungsfindung hat.

Personalplanung

Hier nur ein kleiner Abriss zum Thema Personalplanung, der dennoch zeigt, dass man hier kalkulieren sollte. Viele Events scheitern am Personalbudget und dann wird am falschen Ende gespart. Die Auswirkungen auf längere Öffnungszeiten in deiner Attraktion sind in den Personalkosten deutlich zu spüren. Auch wenn du nur wenige Spieltage hast können die Kosten richtig nach oben gehen. Und du benötigst, damit deine Mitarbeiter keine Akkordarbeiten leisten müssen, wahrscheinlich noch weitere Köpfe um den Mehrbedarf zu decken. Neben den Darstellern benötigst du also noch plötzlich eine weitere Schicht, die es zu besetzen gilt.

Kurzes Rechenbeispiel:

10:00 - 18:00 * 7 Tage = 56 Stunden
09:00 - 19:00 * 7 Tage = 70 Stunden
70h * 60 Positionen = 4200h

Deine Kernöffnungszeiten sind täglich 10:00 – 18:00 Uhr. Mit Vor- und Nachbereitung gehen wir mal davon aus, dass du eine Stunde vor und nach Parkschluss deine Stundenkräfte noch im Einsatz hast. Mit allen Fahrgeschäften, Shops, Kassen und Restaurants hast du ca. 60 Positionen die du täglich während dieser Zeit besetzen musst. Wir kommen also auf 4200h Arbeitsstunden, die du wöchentlich besetzen musst. Würden wir das mit Vollzeitäquivalenten auffüllen kämen wir für das Tagesgeschäft auf 105 VZÄ – 105 Vollzeitmitarbeiter mit 40 Arbeitsstunden pro Woche. Da wir in der Regel mit flexiblen Stundenkräften arbeiten, unter anderem auch studentischen und/oder geringfügigen Aushilfen, wird die Kopfzahl der Mitarbeiter etwas höher sein.

Jetzt kommt der kalte Monat und du möchtest an zwei Tagen pro Woche ein Halloween Event machen mit verlängerten Öffnungszeiten bis 22:00 Uhr.

09:00 - 23:00 * 2 Tage = 28h
28h * 60 Positionen = 1680h
3000h (10h*5T) + 1680h = 4680h (+480h)

Mit Vor- und Nachbereitung kommen wir für zwei Tage Spielzeit pro Woche auf ein wöchentliches Plus von 480 Stunden oder 12 VZÄ, die wir zusätzlich benötigen. Wenn du dein Konzept hast, dann stelle dir genau die Kosten für die Personalplanung auf und mache dir einen Zeitstrahl: Wann schalten wir die Stellenausschreibung? Wann wird eingeladen? Wann wird eingearbeitet und wann geht es mit dem Event los?

Viel Erfolg beim Planen :)

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#020 – Operative Planung

Gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Dies gilt auch beim koordinierten Spaß, in der Freizeitindustrie. Im besten Fall bekommt man als Besucher davon nichts mit. Das wäre ein qualitativ guter Besuch. Aber bis dahin muss es erst mal kommen und der operative Ablauf geplant werden. Da ich mit meinem Amusement Business Support operative Beratung für große und kleine Freizeitattraktionen anbiete, erzähle ich in dieser Folge mal etwas aus meinem Beratungsalltag und analysiere die drei wichtigsten Schwerpunkte, die bei jeder Planung hinterfragt werden sollten.

Besucher

Das Ziel deiner Freizeitattraktion ist ganz klar: viele glückliche Besucher, die gerne ein zweites oder drittes Mal zu euch kommen. Damit dies gelingt sollte der Besuch in deiner Freizeitattraktion so problemlos wie möglich sein. Sprich: Alles was man den Besuchern abnehmen kann, sollte man auch tun. Die Familie benötigt Ablageflächen, Sitzmöglichkeiten oder einen Wickelraum? Man schaut sich die Zielgruppe an und analysiert welche möglichen Bedürfnisse aufkommen könnten und versucht diese so gut wie möglich durch bauliche Gegebenheiten oder durch Training der Mitarbeiter zu ermöglichen. Auch das Design der Freizeitattraktion sollte auf die Zielgruppen ausgerichtet sein. Sind alle Bereiche gut zugänglich und auch sichtbar für kleinere Menschen? Falls nicht, welche alternativen gibt es, damit jeder Besucher deine Attraktion bestmöglich wahrnehmen kann?

Mitarbeiter

Wenn der Besucher in der Planung berücksichtigt wurde, sollte man direkt zu den Mitarbeitern gehen. Hier wird es nicht ganz unwesentlich, denn Versäumnisse auf diesem Schwerpunkt können den Tagesablauf stören. Gibt es genügend Backstage-Räume für die Mitarbeiter? Sind die Räume gut zugänglich? Gibt es Umkleiden, Schließfächer und evtl. sogar Duschen? Und wo halten sich die Mitarbeiter in der neuen Attraktion oder dem neuen Bereich auf? Der Point of Contact (POC) ist hier entscheidend und sollte, um die Guest Experience zu planen, frühzeitig identifiziert werden. Denn dieser POC ist nicht nur der Berührungspunkt zwischen Mitarbeitern und Besuchern, sondern der „Arbeitsplatz“ der Mitarbeiter. Hier muss also auch konkret überlegt werden: Was benötigt der MA hier an Ort und Stelle? Benötigt er Arbeitsmaterial? Putzmaterial? Muss er dort etwas bedienen und falls ja, ist es vor den Besuchern versperrt? Hier wird es schon sehr kleinteilig und man entwirft die ersten groben Arbeitsprozesse. Im weitern Verlauf werden diese ausgebaut und festgehalten, damit man dies in den Betrieb übernehmen kann.

Marketing

Häufig im Hintergrund aktiv ist die Schnittstelle zum Marketing vor allem wegen der Kommunikation und dem einheitlichen Erscheinungsbild (=CI / Corporate Identity) wichtig. Dabei wird mit Operations und Marketing festgelegt welche In-House Werbung stattfinden wird, also wo die Freizeitattraktion für sich selbst innerhalb der eigenen vier Wände wirbt. Es geht nicht nur um Kampagnen, sondern auch um generelle Dinge wie Beschilderung. Eines meiner liebsten Themen muss ich eingestehen, denn oft wird hier Potential verschenkt oder sogar richtig schlecht gehandelt. Sicherlich haben wir alle schon mal ein Defekt Schild gesehen. Ein einlaminiertes Papier in der hauseigenen Schriftart wäre dabei das Minimum. Jedoch wird man oft mit selbstgeschriebenen, abgerissenen Papierfetzen überrascht. Es ist zwar nur ein kleines Detail, aber gerade bei hochpreisigen Attraktionen sollte es einen gewissen Standard geben, welcher den Preis rechtfertigt.

Es sind natürlich nicht nur die Schilder, die etwas kommunizieren. Heutzutage wird viel mit digitalen Bildschirmen gearbeitet, die in der Regel vom Marketing bestückt werden. Hier sind wieder operative Entscheidungen notwendig: Wo kommt der Bildschirm hin? Welche Informationen müssen gezeigt werden? Gibt es Sicherheitsregeln die Priorität haben? Kann Werbung geschalten werden?

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#019 – Social Media & Infuencer – Im Interview mit: Stefan Andter – Freizeitpark Traveller

Sicherlich hat jeder von Euch irgendeine Art von Social Media Account. Facebook, Instagram, Twitter – nur um mal die großen Player zu nennen. Die Macht dieser Medien wurde in den letzten Jahren immer wieder zentraler Mittelpunkt von Berichterstattungen und sind meist negativ behaftet. In der neuen Folge aber habe ich mir jemanden eingeladen, mit dem ich das Thema von einer Unternehmensseite beleuchtet habe. Stefan Andter, bekannt als Freizeitpark Traveller, arbeitet zusammen mit Freizeitattraktionen in Europa, um Content in deren Social Media Accounts zu bekommen.

Social Media als Werbefläche

Warum sollte ich als Attraktion Social Media nutzen? Das schöne an diesem Medium ist: Es kostet nichts! In den meisten Plattformen gibt es Business Accounts mit denen man bezahlte Werbung schalten könnte, aber wer regelmäßig Content produziert und postet kann sich das auch sparen. Häufig wird aber dieser Teil vernachlässigt, da man zu viele Aufgaben auf zu wenig Köpfe verteilt und dadurch gewisse Dinge hinten über fallen. Die klassischen Kanäle wie Out of House Content (Flyer, Plakate, Radio, TV, etc.) sollten natürlich weiterhin genutzt werden, aber man sollte die sozialen Medien heutzutage mit in dieser Planung integrieren und eventuell auch schauen, ob alle Werbeflächen gleichermaßen gut laufen. Auch das Thema Nachhaltigkeit sollte mit einbezogen werden. Ist es noch wirtschaftlich und ökologisch Unmengen an Flyer zu drucken? Der Vorteil in Social Media ist das schnelle Feedback. Man bekommt recht kurzfristig Rückmeldung anhand von Impressionen und Interaktionen wie gut der Content grade funktioniert. In Zusammenhang mit den Business Funktionen vieler Anbieter kann man sogar mittlerweile direkt in den Posts zum Ticket Shop oder ähnliches verlinken. Man kann also direkt ein Call to Action (Aufruf zum Handeln) als Interaktion mit seinem Content verknüpfen. Die Möglichkeiten von sozialen Medien werden gleichermaßen viel und wenig genutzt. Dabei spielt die Größe der Attraktion keine Rolle. Tatsächlich gibt es auch viele größere Freizeitattraktionen in Europa, die sich dort eher rar machen oder gelegentlich mal bezahlte Beiträge zu den Usern spülen.

Influencer als Werbefläche

Ein Missverständnis sollte man direkt aus dem Weg räumen: Influencer sein bedeutet, dass man in Zusammenarbeit mit einem Kooperationspartner vertraglich festgelegten Content produziert. Es gibt Vorgaben wie zum Beispiel Platzierung, Wording und Häufigkeit. Viele User auf Instagram z.B. verwechseln dies mit dem Zeigen von Produkten vor einer Kulisse. Es gibt viele Webseiten bei denen man sich registrieren kann und man dort kostenlos Produkte zugeschickt bekommt. Als Produkttester sucht man sich eine geeignete Kulisse, macht einen Beitrag darüber, verlinkt den Anbieter und fertig. Mehr gibt es in der Regel dafür nicht. Im Endeffekt ist dies der gleiche Werbeeffekt, den wir mit dem Tragen von Markenkleidung erreichen: Awareness durch Konsum.

Ein Influencer hingegen ist enger mit dem Produkt verknüpft und auch vertraglich gebunden für einen Zeitraum etwas zu produzieren. Dabei ist die kreative Arbeit mit dem Produkt die große Herausforderung, die dann dem Influencer überlassen wird. Stefan Andter ist als Freizeitpark Traveller daher im Austausch mit seinen Kooperationspartnern und erstellt authentischen und nachvollziehbaren Content. Er möchte vor allem Tipps & Tricks mitgeben, die den Besuch angenehmer gestalten sollen. Kulinarische Empfehlungen, Übernachtungsmöglichkeiten oder besondere Attraktionen, die man mal ausprobieren sollte. Das ist das Konzept hinter Freizeitpark Traveller. Als Blogger schreibt er auf seiner Webseite zudem Berichte über seine Aufenthalte. Und da haben wir direkt die nächste Werbefläche: Blogger!

Es macht für seine Freizeitattraktion durchaus Sinn einige Blogger, die der Zielgruppe ähneln, zu kontaktieren und zu bestimmten Events einzuladen. Neue Attraktionen testen, neue Produkte probieren – die Vorteile hier sind für zwei Punkte relevant: Marketing und Operations. Das Marketing kann die Reichweite der Blogger nutzen, um seine Message zu transportieren und Operations hat die Möglichkeit z.B. Fahrgeschäfte oder Shows vor dem öffentlichen Betrieb zu testen und Feedback zu bekommen. Wie sehr das unterschätzt wurde durfte ich selber während meiner Zeit im Legoland Malaysia erleben. Dort wurden regelmäßig Familien- und Muttiblogger eingeladen, die zusammen mit den Mitarbeitern neue Bereiche ausgetestet haben. Das Feedback war immer durchaus positiv und alle Abläufe konnten vor der ersten öffentlichen in Betriebe abgestimmt werden. Die Resonanz war tatsächlich so groß, dass dieser Blogs von internationalen Gästen gelesen wurden sind.

Fazit

Hast du keine sozialen Medien für deine Freizeitattraktion? Dann wird es Zeit! Das wichtigste ist: Ausprobieren und machen. Theoretisch kann man nichts falsch machen, man sollte nur direkt einsteigen und regelmäßig etwas posten, damit man sich die Reichweite aufbauen kann. Und wenn du schon lange im Tagesgeschäft bist und dir mit dem Marketing Gedanken machst, wie man seine Marke weiter ausbauen kann: Blogger! Suche Blogs die deine Zielgruppe ansprechen, Blogs mit denen ihr Berührungspunkte habt und schreibt diese an. Die Bloggerinnen und Blogger, wie auch Stefan Andter, schreiben gerne in ihren Blogs über das Erlebte und machen allein dadurch kostenfreie Werbung für deine Freizeitattraktion.

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#018 – YoungProfessionals: Alex Korting

In der neuen Folge zu den #YoungProfessionals habe ich mich mit Alex Korting unterhalten. Alex ist Designer und gestaltet Thematsierungen für Fahrgeschäfte. Seine Werke sind unter anderem im Hansa Park, Tripsdrill oder Potts Park zu bestaunen. Bevor Alex jedoch zum großen Namen in Europa wurde, konnte man seine ersten Werke schon im Internet bestaunen. Es ist die klassische Geschichte: vom Nerd zum Profi. Als großer Fan von Freizeitparks hat Alex um die 2000er seine ersten Ideen in einem Freizeitparkforum vorgestellt. Im Austausch mit den anderen Fans wurde daraus nicht nur Idee, sonder ein größeres Interesse. Alex Korting hat später Architektur studiert und sich das Ziel gesetzt: Ich will das real! Nach seinem Studium und kurzen Ausflügen zu verschiedenen Firmen hat er sich selbstständig gemacht und ist nun sein eigener Chef.

Immersive Welten

Ich hatte das Vergnügen Alex vor einigen Jahren in Berlin kennenzulernen. Nachdem mir der Name ein Begriff gewesen ist, durfte ich auch die Person dahinter kennenlernen und weiß seine sehr sympathische und durchdachte Art zu schätzen. Alex ist nicht nur Freizeitparkenthusiast, sondern interessiert sich auch für immersive Erlebnisse und Musicals. Im Prinzip kann ich behaupten, dass Alex mich vor allem zu Escape Games gebracht, die heute ein großes und geliebtes Hobby für mich darstellen. Diese Leidenschaft merkt man auch in seinen Arbeiten, die mit viel Detailverliebtheit Geschichten erzählen. Dies findet man in der Architektur der Gebäude, aber auch im Storytelling der Warteschlangen wieder. In Zusammenarbeit mit bekannten deutschen Herstellern konnte er seine Kreativität an den eher schlicht gestalteten Fahrgeschäften der großartigen Firma Sunkid Heege ausleben und neu in Szene setzen.

Mehr zu seinen interessanten Geschichten in der neuen Folge How to Freizeitpark.

Shownotes

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#017 – Corona: Spaß mit Maske

Es sind nun einige Wochen vergangen und der Tourismus zieht langsam wieder an. Die Sommerferien haben wieder alle Temperaturrekorde gebrochen und Leute wollten raus. Freizeitparks, Indoorattraktionen, Badeseen – über all war was los. Auch ich bin für ein Wochenende „verreist“. Zwar nur nach Brühl, aber es fühlte sich schon ein wenig wie Urlaub ab. Im Phantasialand Hotel Ling Bao haben wir 2 Nächste verbracht und den Park genossen, der in den letzten Tagen heftig in die Kritik geraten ist. Abstandsregeln würden nicht eingehalten werden, kaum jemand trägt eine Maske und der Park wäre viel zu voll. Das sind die Vorwürfe. Und die sind berechtigt. Nicht aus dem Grund, dass das Phantasialand nichts macht, sondern es könnte auf vereinzelte Besuchergruppen so wirken, als ob nichts passiert. Da ich selbst als Gast mitmischen und die Situation beobachten durfte wird es an der Zeit das Thema Corona und Freizeit erneut zu analysieren.

Was haben die Parks umgesetzt?

Neben dem Einhalten der Mindestabstände in Warteschlangen und das Umsetzen der Maskenpflicht haben viele Freizeitattraktionen zusätzliche Reinigungs- und Desinfektionsmöglichen installiert. Häufig zu finden am Eingang und Ausgang von Gebäuden und Fahrgeschäften. Zusätzlich hat man die Wegführung geändert, damit Besuchergruppen sich so selten wie möglich kreuzen. Diese Konzepte wurden zusammen mit Behören und Ämtern erarbeitet und umgesetzt, damit die Eröffnung freigegeben werden konnte. Es gibt immer noch vereinzelte Betreiber, die noch nicht öffnen konnten. Gerade kleinere FEC, Family Entertainment Center, konnten aufgrund der geringen Fläche die Mindestabstände nicht einhalten und sind entsprechend noch geschlossen.

Woher kommt die Kritik?

Die Kritik kommt vor allem von verärgerten Familien, die dem Park diverse Sicherheitsmängel vorwerfen. Bei meinem Besuch vor einer Woche konnte ich diese Kritik in Teilen nachvollziehen, aber habe keinerlei Gefahr oder gar böswillige Missachtung miterlebt. Fakt ist: Phantasialand ist klein. Sehr klein. Durch die geringe Fläche haben sich dennoch großartige Bereiche wie Klugheim oder Wuze Town etablieren können – hier ist der Reiz, denn der Park macht aus der kleinen Fläche das bestmögliche und verbaut so mehrere Attraktionen mit den Themenbereichen. Jedoch fällt einem die Fläche auf den Füßen, wenn man die Besucherströme umlenken möchte und da kommt auch die Kritik. Es wird dem Park vorgeworfen, dass sich niemand an die Regeln hät und dies nicht überwacht wird. Bilder wie in dem Artikel aus dem Kölner Stadtanzeiger zeigen volle Straßen. Tatsächlich ist mir dies auch aufgefallen. Man könnte direkt vermuten, dass das Phantasialand die Kapazitätsbeschränkungen nicht einhalten würde. Der Schein trügt aber, wenn man sich die Warteschlangen und Wartezeiten im Park anschaut. Alle Warteschlangen wurden baulich verlängert, so dass man teilweise in Bereichen steht, die nur bei extremen Andrang geöffnet werden würden. Durch die Abstandsmarkierungen zerrt sich die Schlange auseinander, so dass es voller ausschaut als es tatsächlich ist. Bei Colorado Adventure hat man die Warteschlange z.B. so umgebaut, dass man nur noch aus China Town Zugang zur Achterbahn hat. Der komplette Fußweg am Hotel Ling Bao bis hin zum Western Theater ist nun für die Warteschlange reserviert. Trotz dieser massiven Veränderung hatten wir, auch dank der Platzzuweisung in der Station, nur eine Wartezeit von ca. 20 Minuten. In den üblichen Sommerferien, bei den Temperaturen, wäre diese Zeit nicht realistisch.

Bodenmarkierungen im Hotel Matamba geben die Laufrichtung vor

Ich kann die Kritik verstehen, dann man ist vorsichtig und sieht vereinzelt Besucher, die keine Maske tragen. Vielleicht weil man nicht gerade dran denkt, gerade einen Schluck getrunken hat, aber wirklich selten weil jemand „cool“ wirken möchte und sich nicht an die Regeln hält. Das Phantasialand hat seine Mitarbeiter an allen Bereichen wachsam positioniert und wurde immer wieder auf die Regeln durch Durchsagen erinnert. Da kann man dem Park nichts mehr vorwerfen. Die Durchsetzung liegt dann aber auch am Ende des Tages bei uns. Wir müssen lernen damit umzugehen und die Masken als Teil unserer Alltags zu akzeptieren. Solange wir zusammen diese Regeln inne halten, können wir diesen veränderten Alltag versuchen zu genießen. Sollten wir als Gesellschaft damit keinen Erfolg haben wäre das Rücknehmen der Lockerungen sehr wahrscheinlich und wir sitzen wieder alle Daheim mit verschärften Social Distancing Maßnahmen.

Was haben uns die Veränderungen gebracht?

Die Digitalisierung nimmt, das habe ich in diversen Episoden schon mal angerissen, ordentlich fahrt auf. Aber es gibt noch mehr Veränderungen, die die Freizeitattraktionen mitnehmen können um etwas positives daraus zu schöpfen. Beispielsweise das Thema freie Platzwahl in Achterbahnen. Die neuesten Achterbahnen in Deutschland wurden baulich schon so angepasst, dass ein Mitarbeiter in der Station stehen und die Besucher auf die Reihen verweisen kann. Dies wurde jetzt durch die Maßnahmen an nahezu allen größeren Fahrgeschäften im Phantasialand umgesetzt. Sogar im Freifall Turm Myster Castle gibt es Platznummern. Dies hat auch den großen Vorteil, dass man den Durchsatz von Fahrgästen pro Stunde deutlich steigern kann. Vorbei sind die Diskussionen über die Reihe, in der man Platz nehmen möchte, oder die ewig bevorzugte erste und letzte Reihe, während der restliche Bahnhof leer steht. Eine gute Maßnahme, um es den Besuchern noch angenehmer zu machen. Auch in der Gastronomie hat man dies an vielen Freizeitattraktionen umgesetzt. Hier bieten sich viele Möglichkeiten für Interaktion und Service am Besucher. Virtual Queuing, digitale Lösungen für Einkäufe, verstärkter Einsatz durch eigene Apps – wir konnten einige großartige Lösungen erkennen und ich hoffe, dass diese über die Zeit ausgebaut und ins tägliche Geschäft übernommen werden.

Fazit

Ich persönlich bin, obwohl ich dem Brühl’schen Park kritisch gegenüber stehe, positiv überrascht über die Umsetzung der Maßnahmen und die positiven Entwicklungen, die sich daraus ergeben haben. Das Tragen einer Maske hat mich nicht gestört. Nicht auf der Wasserbahn, nicht auf Achterbahn. Klar schwitzt man darunter bei den extremen Temperaturen, aber wenn es der Preis dafür ist eine Pandemie unter Kontrolle zu bekommen, bezahle ich ihn gerne.

Shownotes:

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#016 – Ganzjahresöffnung

Warum kann mein Lieblingspark nicht 365 Tage im Jahr geöffnet haben? Andere können es doch auch. Und die Indoorattraktionen sind doch auch immer geöffnet. Warum ist das so? Gute Frage. Es hat den Anschein, dass sich der traditionelle Saisonbetrieb langsam selber überwindet. Dennoch ist es wichtig das Thema genauer zu analysieren.

Warum gibt es Saisonbetrieb?

So wirklich nachvollziehen seit wann und warum es den Saisonbetrieb gibt kann man nur mutmaßen. Dahinter wird vor allem die tiefe Verbindung mit dem Schausteller-tum stecken, die sich vor allem in den Sommermonaten auf den Volksfesten aufgehalten haben. Im Winter waren die Fahrgeschäfte und Stände häufig zur Inspektion und wurden zwischengelagert. Da viele Freizeitparks ihren Ursprung aus Schaustellerfamilien haben, ist dies nicht unwahrscheinlich. Würde man weiter mutmaßen könnte man direkt beim Wetter bleiben. Die Winter vor 20 Jahren waren deutlich härter, als die, die wir aktuell im gemäßigten Europa erleben. Bei starken Minustemperaturen und Schnee können und konnten Fahrgeschäfte nicht betrieben werden. Gerade bei Anlagen mit viel Holz musste man aufpassen, dass sich die Konstruktionen sich nicht verziehen und Schäden verursachen. Mit der technologischen Weiterentwicklung von Attraktionen kamen dann später mehr Möglichkeiten. Dennoch hatte man sich bis 2001 still darauf geeinigt die Parks in Deutschland und Europa im Saisonbetrieb zu fahren. In Deutschland beginnt daher seit dem die Sommersaison um Ostern herum und endet in der Regel nach Allerheiligen.

Einen konkreten Ursprung konnte nicht recherchieren, bleibe aber am Ball. Mich würde interessieren, ob es hier vielleicht sogar rechtliche Grundlagen zum Betreiben gegeben hatte. Es ist dennoch spannend, wenn man sich dieses System anschaut und wie viele Parks saisonal betrieben werden. Es gibt tatsächlich nur wenige Parks, die eine Ganzjahresöffnung haben. Und hier spielt das Wetter auch wieder ein Rolle. Gerade in tropischen oder sehr warmen Regionen ist die Wahrscheinlichkeit einer Ganzjahresöffnung deutlich höher. In Malaysia und Singapur z.B. haben die Freizeitparks jeden Tag geöffnet, was aber auch daran liegt, dass nah am Äquator jeder Tag gleich ist. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ändern sich von der Uhrzeit her nur minimal und große Wetterschwankungen gibt es hier auch nicht – die Monsunzeit mal ausgenommen. Das Wetter spielt auf Outdoor Attraktionen eine große Rolle und viele Betreiber müssen abschätzen, ob es überhaupt Sinn macht die Anlagen im Winter zu öffnen. Zwei deutsche Betreiber haben sich diese Frage nach der Jahrtausendwende gestellt und haben einen Entschluss gezogen

Der Winter kann kommen

Der Europa Park hat sich 2001 für eine Winteröffnung entschieden, das Phantasialand ein Jahr später. Der Aufwand für die ersten deutschen Winteröffnung war nicht ohne. Es wurden massive Dekorationen eingefahren, tausende Tannenbäume aufgestellt und an allen Gebäuden und Attraktionen nachgerüstet. An vielen Achterbahnen, die sonst schon im Herbst bei kalten Temperaturen Probleme im Betrieb hatten, hat man Heizstrahler für die Gäste und kleinere Strahler im Bahnhof unter den Schienen montiert, um die Chaisen bzw. Züge auf Temperatur zu halten. Fahrgeschäfte, wie Achterbahnen, benötigen wie jede größere technische Anlage eine bestimmte Betriebstemperatur, damit alle mechanischen Teile (Bremsen, Motoren, Hydraulik, etc.) einwandfrei funktionieren. Hier wurde nachgebessert, damit auch im Winter die Besucher alles nutzen können – Wasserattraktionen mal ausgeschlossen. Wobei sich dies auch ändert. Bei gutem Wetter sieht man schon mal die eine oder andere Wasserattraktion im Betrieb. Und da kommen wir zum entscheidenden Faktor: das Wetter hat sich drastisch geändert. Vor gut 20 Jahren waren die Winter deutlich härter als heutzutage. Durch die Veränderung des Klimas und das Abnehmen der eisigen Wintertage verschwinden Faktoren, die üblicherweise schlecht für das Geschäft sind. Schlechtwettertage bedeuten für einen Freizeitpark Verluste. Weniger Besucher, weniger Einnahmen. Dieses Jahr kommt noch hinzu, dass keiner den Verlauf der Pandemie genau vorhersehen kann. Die lange Zwangsschließung der Anlagen hat ein großes finanzielles Loch in die Kassen gerissen und wir dürfen hoffen, dass keine weitere Schließungen folgen werden.

Rund um die Uhr Vergnügen

2010 wurde dann, neben dem Disneyland Paris, der nächste Park offiziell zum Ganzjahresbetrieb erklärt. In klassischer Manier hat Efteling angekündigt: „Solang es Geschichten zu erzählen gibt, bleibt Efteling geöffnet.“ Mit der Eröffnung eines neuen Hotels und einem Bungalowpark ist diese Entscheidung nachvollziehbar. Da die Winteröffnungen ein herausragender Erfolg sind und Efteling schon länger als Kurzurlaubsort angesehen wird, hat man durch die Ganzjahresöffnung mehr Kapazitäten für Übernachtungsgäste offen und parallel das Angebot mit dem Besuch im Park. Europa Park und Phantasialand sind ebenfalls Kurzurlaubsorte und auch in der Off Season, also die Zeit zwischen Sommer- und Winteröffnung, sind die Hotels an den Parks belegt. Warum also hier keine Ganzjahresöffnung? Zwar haben beide Parks für 2020 angekündigt die kurze Pause im November auszusetzen und aus dem Sommer in den Winter überzugehen, aber dies ist noch keine wirkliche Ganzjahresöffnung.

Die Herausforderung einer Ganzjahresöffnung liegt in der Organisation des täglichen Betriebs. Während man die Off Season gut über große Bauarbeiten und Wartungen nutzen kann, müssen solche Projekte bei einem Ganzjahresbetrieb während der Öffnungszeiten passieren. Baufahrzeuge müssten im Betrieb durch die Anlage fahren und damit die Illusion zerstören. Dies würde kein Park so zulassen, also müsste man hier bestimmte Zeiten festlegen, an denen man durch den Park fahren kann – also eher vor der Öffnung oder nach der Schließung. Da neue Attraktionen nicht mehr zu Saisonbeginn öffnen, sondern meist später, sind wir als Besucher den Anblick von Baustellen in den Freizeitparks schon gewöhnt. Diese Umstrukturierung mit speziellen Anlieferwegen und -zeiten kostet jedoch viel Geld, da die auch die Bauarbeiten dementsprechend ihre Arbeitszeiten legen müssen. Und da wäre auch direkt die nächste Hürde: Arbeitszeiten. Für das parkeigene Wartungs- und Technikerteam würde das Wegfallen der Off Season bedeuten, dass große Wartungen an den Attraktionen im Parkbetrieb passieren müssen. In den Disneyparks nennt man das „Rehab“. Dieses Prinzip hat sich sehr bewährt, da der Park diese Rehab-Zeiträume sowohl auf der Webseite als auch im Kalender kommuniziert. Damit sollten böse Überraschungen für die Besucher vermieden werden. Efteling hat dieses Prinzip der Transparenz übernommen und fährt damit soweit ohne große Beschwerden seitens der Besucher. Neben den Wartungen gibt es noch die täglichen technischen Arbeiten an den Fahrgeschäften. Die Arbeitszeiten der Techniker müssten bei einer Ganzjahresöffnung komplett überdacht werden. Vor der Öffnung des Parks müsste man den Fachkräften mehr Zeit einzuräumen auch wöchentliche und/oder monatliche Wartungen durchzuführen. Dieses enge Zeitmodell könnte dazu führen, dass man am Ende des Tages mehr Personal benötigt, um alle nötigen Arbeiten rechtzeitig erledigt zu bekommen.

Da sind wir aber auch direkt bei einem großen Vorteil: Mitarbeiter! Ein Saisonbetrieb stellt seine Stunden- und Teilzeitkräften mit Saisonverträgen ein. Der Vorteil bei solchen Verträgen ist, im Gegensatz zur sog. Zeitbefristung von Verträgen, dass man hier immer wieder neue Saisonverträge ausstellen kann. So kann es sein, dass es Mitarbeiter gibt die vielleicht schon seit 10 Jahren im Betrieb sind, aber jedes Jahr einen neuen Vertrag bekommen. Bei einer Ganzjahresöffnung hätte man dagegen die Möglichkeit seine Mitarbeiter besser ans Unternehmen zu binden, in dem man auch das Personal unbefristet an sich bindet. Das führt dazu, dass man automatisch mehr in die Personalentwicklung steckt. Und jedes Unternehmen freut sich über einen langjährigen, loyalen Mitarbeiter, der sein Fachwissen zur Verfügung stellt. Dies wäre ein großartiges Benefit für gute Aushilfen und spart sich dadurch das Recruiting, welches im Saisonbetrieb jedes Jahr aufs Neue groß aufgefahren werden muss.

Fazit

Es gibt viele positive und auch negative Aspekte einer solchen Entscheidung. Es bietet sich sicherlich auch nicht für jeden Freizeitpark an. Gerade kleinere, ländlichere Anlagen würden Risiko laufen ein zu geringes Return of Investment zu erlangen, in dem die Betriebskosten höher liegen als die tatsächlichen Einnahmen. Mit der Ankündigung der zwei größten Freizeitparks in Deutschland bis Januar durchgehend geöffnet zu bleiben ist schon mal ein Schritt getan. Man sieht die Möglichkeiten und die Nöte, die aus dieser Pandemie entstanden sind. Meine Hoffnung ist, dass während der Winter Saison 2020 / 2021 eine Ankündigung aus Brühl oder Rust kommt und damit den ersten deutschen Freizeitpark mit einer Ganzjahresöffnung präsentiert.

Shownotes

  • Artikel aus der Badischen Zeitung zur Winteröffnung im Europa Park Artikel
  • Rehab Informationen Disneyland Paris: Kalender / Rehab

Zur Folge

#015 – Darum ist VR noch lange nicht gescheitert – Im Interview mit Yullbe

Keine Technologie hat in den letzten Jahren so viel Begeisterung und gleichzeitig Ablehnung erlebt, wie die Rückkehr der virtuellen Realität. Seit dem VR für jeden zugänglich geworden ist, scheiden sich die Geister, ob dieses Medium in der Freizeit- und Tourismusbranche eine Lobby hat. Dabei gibt es viele gute Beispiele, die sowohl inhaltlich als auch technologisch großen Eindruck hinterlassen haben. So hat The VOID, ein Start-Up aus den USA, ein Mixed Reality Erlebnis auf die Beine gestellt, dass den virtuellen Raum mithilfe von Szenerie und Kulissen haptisch erlebbar macht.

Zusammen mit Marcus Ernst (Projektleiter bei YULLBE) und Sven Mayer (MackNeXT Divisions Director) habe ich in dieser Episode über die Entwicklung von VR Attraktionen gesprochen und haben uns natürlich auch über das neueste Produkt aus dem Hause Mack unterhalten: YULLBE.

Marcus Ernst, YULLBE Projektleiter | Foto von www.yullbe.com
Sven Mayer, MackNeXT Division Director | Foto von www.yullbe.com

Das Gespräch hat mich darin bestätigt, dass es noch Interesse an dem Medium gibt und wie Marcus es gut zusammenfasste: Es kommt auf den Inhalt an. VR ist nur so gut, wie die Geschichte die erzählt wird. Wie immersiv ist das Erlebnis? Wie packend / mitreißend ist die Geschichte? In Folge #011 „Warum VR noch lange nicht gescheitert ist!“ war es mir wichtig zu zeigen, dass es nicht nur das klassische Gaming-Konzept gibt, sondern auch die Möglichkeit durch geschickten Einsatz von VR eine Geschichte zu erzählen. Dabei sollte die Technologie mittel zum Zweck sein. So finden es auch Marcus und Sven, die sich mit dem Thema intensiv beschäftigt haben.

YULLBE setzt dabei auf das Fullbody Tracking, also das wahrnehmen des gesamten Körpers im virtuellen Raum. Klassischerweise funktioniert dies mit Sensoren im Raum, die sich an verschiedenen Messpunkten, sog. Markern oder Trackern, orientieren. Diese Messpunkte sind häufig am Helm, sowie an Handschuhen oder Rucksäcken bzw. Requisiten befestigt. In Rust geht man aber noch einen Schritt weiter. Mit einem eigens entwickelten Helm und Trackern an den Füßen, werden komplette Spieler*innen zu Avataren. Dabei erkunden sie die Welten des Adventure Club of Europe, der mit der Wiedereröffnung von Piraten in Batavia seine Origin-Story bekommen wird.

Was es zum Thema Virtual Reality noch zu erwarten gilt erfahrt ihr in der neuen Folge How to Freizeitpark.

Shownotes

  • Inside-Out Tracking:
    • VR Spieler werden im Gegensatz zum Outside-In Tracking nicht von außen beobachtet, um die Positionen der Marker zu bestimmen, sondern aus dem VR Headset heraus. Dies ermöglicht ein genaueres Tracking ohne Hindernisse und der Aufbau wird dadurch reduziert, da keine externen Kameras im Spielraum angebracht werden müssen
  • Immersive VR Attraktionen:

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#014 – #YoungProfessionals: Julian Omonsky

Mit seinen Fotos hat er nicht nur in der Fan-Szene einen Eindruck hinterlassen. Auch unter Attraktionsbetreibern und Herstellern ist er mittlerweile bekannt. Als professioneller Fotograf mit dem Fokus auf Freizeit und Tourismus hat Julian Omonsky eine perfekte Möglichkeit gefunden sein Hobby zum Beruf zu machen. Daraus haben sich zwei starke Marken entwickelt: MonsieurSky und ADMUSEMENT.

Blick zurück

Interessant ist, dass ich Julian schon seit Ewigkeiten kenne. Unsere Wege haben sich öfters in der Warner Bros. Movie World gekreuzt. Damals waren wir beide noch sehr jung, jedoch mit der gleichen Leidenschaft: Freizeitparks. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Genauso wenig hat sich die Leidenschaft für das Fotografieren bei Julian verändert. Schon damals, bevor Spiegelreflexkameras massen tauglich und günstiger wurden, hat sich Julian mit seinem hart verdienten Taschengeld sein erstes Equipment zugelegt. Aufgefallen ist er mit seinem guten Auge für Motive und Emotionen. Die Tagesberichte und Fotos, die Julian innerhalb der Fan Communities gepostet hatte, wurden hochgelobt. Später wurden es dann die Parks, die auf seine Arbeiten immer mehr aufmerksam wurden. Somit wurde eine Tür in eine Welt geöffnet, die er vorher nur vor den Kulissen kennen lernen durfte. Wie Julian im Interview erzählt war auch ein Ansporn der Perspektivenwechsel auf die Freizeitparks, den man durch solche Aufträge bekommen konnte.

Agenturenleben

Was ich persönlich bewundernswert finde ist, dass Julian in seinem Leben keinen einzigen Arbeitsvertrag unterzeichnet hat. Ausgenommen sein erster Nebenjob. Seitdem steht er auf seinen eigenen Beinen und erkannte das Potential in seinen Kunden. Es sollten nicht nur die Fotos verkauft werden, sondern direkt ganze Marketing-Konzepte. Die erste Agentur die gegründet wurde sollte genau diesen Markt bedienen. Da man sich hier aber nicht auf eine Ausrichtung einigen konnte, wurde diese später aufgelöst. Als MonsieurSky hat Julian dennoch weiterhin seine Foto- und dann auch Videoproduktionen für die Industrie angeboten. Zeit zum nachdenken, Zeit zum orientieren. Und Zeit für Akquise! 2018 ist Julian dann in den direkten Kontakt mit möglichen Kunden getreten. Ganz gut habe ich noch ein Treffen vor Augen in Amsterdam auf der Euro Attraction Show, wo wir uns kurz getroffen hatten. Mit einem iPad und einer Präsentation bewaffnet ist er von einem Termin in den nächsten geeilt, um so auf seine Agentur ADMUSEMENT aufmerksam zu machen. Seit dem sind viele namenhafte Parks und Attraktionen mit ihm in Kontakt und nehmen seine Expertise aus dem Bereich Marketing war.

Auch ich bin ein „Kunde“ von Julian, wenn man so möchte. Als ich mich 2019 mit dem Amusement Business Support in die Selbstständigkeit begeben habe, konnte ich auf Julians Erfahrung zurückgreifen. In vielen Themen spielen wir uns gegenseitig die Bälle zu und freue mich auch immer ihn als Interviewpartner zu begrüßen. Ach ja: Die Fotos auf der Startseite sind übrigens auch von ihm. Natürlich. Danke Julian.

Schaltet in die Episode rein, um mehr von Julian Omonsky zu erfahren.

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